Hi
Lustig, dass du bei Karma sofort an den Buddhismus denkst, dabei stammt der Begriff doch gar nicht von da. Ich redete hier von der frühen Hindu-Religion (nicht mit Hinduismus verwechseln) .
Dir geht es schlecht, weil du im letztn Leben schlecht warst.
Zuallererst trägt karma in diesem Leben Früchte.
Das nennt sich dann dittha-damma-vedaniya-kamma. Wobei für das
Reifen der Frucht außer der karmischen Ursache entsprechende
Bedingungen notwendig sind sowie ein nicht zu geringer Mangel
von kontraproduktivem karma. Ansonsten handelt es sich um
‚wirkungsloses karma‘ (ahosi kammi).
Karma wirkt sich in den Hindu-Religionen NIE in diesem Leben aus, es gibt kein Instant-Karma wie es manche pseudo-buddhismus begeisterte Hollywood-Sternchen es gern hätten (ich sage nur Erdbeben in Sichuan, google selbst).
Karma ist immer etwas, dass man aus dem letzten Leben mitnimmt, während man in diesem Leben das Karma des nächsten bestimmt. Es gibt kein neutrales Karma, man kann durch Buße aber schlechtes Karma aufwiegen. Bei schlimmen Taten nur mit entsprechend schlimmer Buße, ein Mörder z.B. unter bestimmten Umständen nur, indem er sich eine glühende Stange in den Rachen schiebt.
Um nun über karma zu räsonnieren, das in anderen Existenzen
reift, müsste man sich zunächst einmal mit dem buddhistischen
Konzept des ‚Wiederwerdens‘ (punarbhava) intensiver
Das ist ja schön, aber was hat das mit den Unterdrückungsmitteln nach denen der Threadersteller gefragt hat zu tun? Ich wollte eigentlich darauf antworten und keine generelle Theorie zu einer Religion deiner Wahl schreiben…
Dies kann gerade bei der Diskriminierung der Frau sehr schräge
Ausrichtungen annehmen, google mal nach dem Blutschalensutra
(xuepenjing).
Man sollte vielleicht anmerken, dass das Tazang Zhengjiao
Xuepenjing oder Ketsubonkyo ein recht obskurer Text ist, der
verhältnismäßig spät in China entstand - und niemals ein
kanonischer buddhistischer Text war.
Na und? Die meisten Sutren die in China benutzt werden sind apokryph. Die meisten Buddhisten der Welt haben nie ein Sutra gelesen, darüber sollte man sich als Westler immer bewusst sein: Wir gehen als Philologen an die Texte, das hat aber mit der Praxis nichts zu tun.
:Er ist Ausdruck
einer für die chinesische Kultur (und nicht nur sie) typischen
Einstellung Frauen gegenüber. Mit Buddhismus hat er eher
weniger zu tun,
Willst du jetzt etwa behaupten der Buddhismus sei nicht patriarchalisch? Auch die kanonischen Sutren (von welcher Ausrichtung reden wir hier eigentlich als „kanonisch“? Der Buddhistische „Kanon“ ist doch gar nicht abgeschlossen) gehen nicht immer nett mit Frauen um. Ich hoffe du meinst mit Kanon nicht das, was Olcott in seinem Anflug von Ethnozentrismus verbrochen hat.
Die Sache ist nur: Reue ist nicht, denn man erinnert sich an
sein früheres Leben nicht.
Nun - zumindest in der zen-buddhistischen Liturgie spielt das
Sange Mon, ein buddhistisches Reuebekenntnis, eine recht
zentrale Reue. Ob man sich nun „an sein früheres Leben“
erinnert oder nicht - Reue und Umkehr ist jederzeit möglich,
dazu braucht es eine solche Voraussetzung nicht.
Oh hör mir mit Zen auf diese Kriegstreiber. Die sind für mich so weit weg vom buddhistischen Ideal (und vom „kanon“) wie es nur geht, das Ideal des Nichttötens gab es in den Schriften zwar schon, wurde aber ständig und von jeher (Kriegermönche seit dem jap. Mittelalter) außer Kraft gesetzt.
Da hieß es ganz schnell:
"The Treatise on Absolute Contemplation claims that ‚as long as one sees a ‚person’ or ‚living being’ standing out from the emptiness, one should not kill even an ant. One who overcomes these perceptions can kill, through; in a way similar to natural events like a storm or collapsing cliff bringing death.“
Eine Pause gab es nur im 13-14. Jh. durch Soseki Muso, aber doch hat die Rinzai-Schule (Zen) in der Politik Stimmung gemacht (und später andere Schulen gewaltsam unterdrückt).
magst ein paar Zitate?
There is no choice but to wage compassionate wars which give life to both oneself and one’s enemy. Through compassionate war, warring nations are able to improve themselves and war is able to exterminate itself.“ (Soto, 18. Jh.)
„Es gibt keine Bodhisattva-Praktik die der des mitfühlenden Nehmens eines Lebens überlegen wäre“ (Rinzai-Meister Nantenbo (1839-1925)
„Wenn du den Feind siehst musst du ihn töten. Du musst das Falsche zerstören um das Wahre zu schaffen - dies sind die Kardinalpunkte des Zen“ (Sogaku Harada Roshi (1870-1961) in seinem „Kriegszen“)
Denk an das beliebte Zenken Ichinyo, die EInheit von Zen und Schwert. Oder den Ausdruck der Jama Gedo, der störerischen „Heiden“, der für alle galt, die keine japanischen Zenbuddhisten waren und somit den Tod verdient hatten, siehe Shaku Soen (1859-1919). Oder Seki Seisetsu (1900-1988) der den Massenmord in der Zen Praxis rechtfertigte, damit diese Getöteten den Fortschritt der Zenbuddhisten nicht aufhalten.
Fast alle buddhistischen Schulen waren in den zweiten Weltkrieg miteingebunden, aber der Zen hat kräftig mitgemacht und zwar auf Wegen die kein anderes buddhistisches Land je beschritten hat, denn hier wurden die Buddhisten auch als Krieger aktiv, z.B. als Kamikazepiloten. In China gab es das nicht.
Plötzlich hieß es satori sei im Lebenskampf zu erfahren, aus der Ich-Losigkeit wurde die Ergebung in den Kaiserwillen, aus dem Nichtdenken die Einfügung als Rädchen im System, dies geht v.a. auf Nishitani Keiji (1900-1990) und das messhi-hoko zurück.
Der Krieg wurde als Heiliger Krieg durch den Zen legitimiert, siehe Hitane Jozan (1873-1954) und natürlich: D.T. Suzuki, der Mann mit den zwei Gesichtern.
Das einzige was er damals nicht unterstützte war der Geist Japans, weil er den Kaiser nicht leiden konnte.
Unter anderem stellte er folgende nette Regeln auf:
- Japan hat das Recht gegen alle anderen seine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen
- „unruly heathens“ die im Weg stehen müssen bestraft werden, da sie die Menschheit behindern
- Diese Strafe muss mit der japanischen Religion geschehen
- Soldaten sollten für religiös-sanktionierte Strafaktionen ihr Leben opfern
- Ein solches Opfer ist ein religiöser Akt
Daher war der Angriff auf China religiöse Praxis, denn China hielt die menschliche Entwicklung auf, obwohl es Japan nichtmal angegriffen hatte. Man nutzte hierfür „Töte einen um viele zu retten“ auf eine sehr verquere Weise.
Natürlich steht in den Schriften was ganz anderes. Aber vergiss nicht: Nur Profis und Westler lesen die Sutren.
Natürlich ist meine Abneigung gegen den Zen auch westlich, aber ich kann diese ewige Romantisierung des Buddhismus nicht hören. Das Neue Testament sagt auch viel gutes und trotzdem käme niemand auf die Idee heute noch das Christentum als „Friedensreligion“ zu bezeichnen.
(Für Interessierte:
Ārya-Bodhisattva-gocara-upāyaviṣaya-vikurvaṇa-nirdeśa Sūtra
Collins, Randall (1974) „Three Faces of Cruelty: Towards a Comparative Sociology of Violence“, in: Theory and Society Vol.1 Nr.4 S.415-440.
Faure, Bernard (2002) „Buddhism and Violence“, in: An International Review of Culture and Society Nr.9.
Goto-Jones, Christopher S. (2005) Political Philosophy in Japan. Nishida, the Kyoto School and Co-Prosperity. London.
Kiyota, Minoru (1969) „Buddhism in Postwar Japan. A Critical Survey“, in: Monumenta Nipponica Vol.24 Nr.1/2. S.113-136.
Lütkehaus, Ludger (1999) „Krieg als mitfühlendes Töten“, in: TAZ Nr.5991 vom 15.11.1999 S.14
Matsuo, Kenji (2007) A History of Japanese Buddhism. Kent.
O’Brien, Barbara War and Buddhism. Buddhist Teachings on War,
Reat, Noble Ross (1994) Buddhism. A History. Fremont.
Saaler, Sven (2002) „Japan in der internationalen Militarismusforschung“, in: Japanstudien Nr.14. S.103-138.
Tokoro Shigemoto (1971) „Henkaku shisō to shite no hokkeyō“, in: Chūō kōron Vol.86 Nr.10, S.22-48.
Victoria, Brian (2004) Zen War Stories, New York.
(2006) D. T. Suzuki and Japanese Militarism: Supporter or Opponent?
und generell alles, zu Suzuki)
lg
Kate