Tod und Auferstehung als Unterdrückungsmittel

Hallo liebe Theologen :smile:

Mein Problem:

Ich habe mir für eine Hausarbeit das Thema ausgesucht, das ihr in der Überschrift lesen könnt.
Nun kann ich allerdings nicht allzu gut mit Suchmaschinen umgehen und ich weiß nicht so recht wonach genau ich suchen soll.
Ich finde immer wieder Dinge, die mit Tod und Auferstehung zu tun haben, aber nichts darüber, wie die verschiedenen Religionen diese Versprechungen/Drohungen genutzt haben/nutzen, um ihre Anhänger zu kontrollieren.

Damit ihr das nicht falsch versteht:

Ich möchte nicht, dass ihr für mich sucht. Ich möchte nur ein paar Begriffe und/oder Religionen bzw. Sekten erfahren, die mich weiterbringen könnten.

Damit ihr seht, dass ich auch was getan habe:

Mein Religionslehrer hat mir zum Beispiel von einer Sekte erzählt, die einen Massenselbstmord in irgendeinem Wald fabriziert hat. Ich nehme mal an, er meinte die Volkstempel Sekte. Allerdings ist das nicht das, wonach ich suche.

Ich denke da eher an so etwas wie Röm 127 + Kontext, was ich interpretiere als: „Wenn ihr euch der Homosexualität hingebt kommt ihr nicht in den Himmel, denn dann werdet ihr von Gott verachtet.“

Oder an Röm 131-7 ,was imho heißt, dass sich alle der Obrigkeit bedingungslos unterwerfen sollen, da sie sonst im Jenseits büßen müssten, denn alles was sie verlangt ist in jedem Fall gerechtfertigt, weil sie Gottes Diener ist.

Dann gibt es natürlich im Buddhismus noch die Sache mit der Parlingenese und dem Karma, wobei die afaik nicht unethisch als Unterdrückungsmittel gebraucht wird… oder doch?
Etwas ähnliches wäre auch noch das Kastensystem, welches zwar in der Ausführung mMn. unethisch ist, nicht aber im ursprünglichen Gedanken und gebrauch… ist aber auch nur eine Vermutung.

Ich hoffe ihr könnt mir helfen, vielen Dank schonmal fürs Lesen. :smile:
Mit freundlichen Grüßen
Swen

Hallo Swen,

aus der Sicht der katholischen Theologie ergeben sich besonders vier Aspekte:

  1. Gibt es eine Auferstehung von den Toten? Da sucht man dann z. B. unter dem Stichwort „Sadduzäer“. Die Sadduzäer sind der Typus einer jüdischen Gruppierung zur Zeit Jesu, die im Tempel Verantwortung haben; sie gelten als konservativ und lehren, es gebe keine Auferstehung. (Wie weit das als historische Gruppen belegbar ist, bleibt theologisch eher unwichtig: Es geht um die Frage, wie Jesus auf eine solche Strömung eingeht bzw. mit ihr umgeht, also namentlich Lk 20,27 und die Parallelstellen.)
    Weitere Stichworte zu dieser Frage sind „Lazarus“, die Osterberichte (Endkapitel der Evangelien über die Auferstehung Jesu) und „leibliche Auferstehung“, vgl. dazu besonders bei Paulus 1 Kor 35-44 im Zusammenhang mit Joh 20,27 (der Auferstandene trägt die Wundmale, hat also etwas vom alten Leib „mitgenommen“).

  2. Unterdrücken Menschen den Menschen mit einer Lehre des Todes? (Wobei es biblisch gesehen jüdische Lehrer sind, die als exemplarisch für alle Mächtigen der Welt zu gelten haben, es geht also gegen die etablierten Mächte aller Zeiten und Orte.) Hierhin gehören Lk 11,46 („ihr bürdet den Menschen unerträgliche Lasten auf“) und die Auseinandersetzungen des Paulus mit dem Gesetz (v. a. Röm 5.-7. Kapitel, Gal u. a. m.) sowie das Verhältnis gläubiger Christen zur Obrigkeit, das Du mit Röm 13 zitierst. Dieses ist theologisch/biblisch nur Teil der Fragestellung, innerhalb derer das Christentum sich einerseits den Mächtigen entzieht und andererseits Gehorsam empfiehlt.

  3. Etwas allgemeiner ist der Tod immer wieder Sache der Religion, nicht nur weil sie „in die Bresche springt“, sondern auch weil die Menschen ihm zu entfliehen suchen und also von der Religion Antworten darauf erwarten. Da kann es z. B. vorkommen, dass Bauer A seine Kuh K segnen lässt, damit sie vorläufig noch nicht sterbe. Andererseits kann es auch vorkommen, dass Trauerprozesse insbesondere auch nach dem Tod begleitet werden und somit an die Stelle einer „Kultur des Todes und Kampf gegen den Tod“ eine Kultur des Weiterlebens tritt. Das geht dann bei allen Religionen in Richtung „Trauerkult“.

  4. Mit dem Thema „Auferstehung“ und einem daraus geschlagenen Kapital ist das Stichwort „Ablasshandel“ der vortridentinischen Zeit (um 1500) verbunden, das bekanntlich massgeblich zur Abspaltung Luthers beitrug und dann in der Gegenreformation auch innerkatholisch eingedämmt wurde.

Gruss,
Mike

Hi

Ein beliebtes Druckmittel war im Mittelalter die Hölle, aber das, was wir so als Hölle kennen, kommt so in der Bibel gar nicht vor. Diese Vorstellungen stammen aus anderen Schriften z.B. aus dem Nikodemus-Evangelium. Das findest du in den Apokryphen, die gibts meist gesammelt in Buchform.

Mit dem Karma ist es kniffliger, dies ist weniger eine Drohung als eine Rechtfertigung: Dir geht es schlecht, weil du im letztn Leben schlecht warst.
Dies kann gerade bei der Diskriminierung der Frau sehr schräge Ausrichtungen annehmen, google mal nach dem Blutschalensutra (xuepenjing).
Die Sache ist nur: Reue ist nicht, denn man erinnert sich an sein früheres Leben nicht.

Dies wurde gerade im Bezug auf die christlichen Erlösungsvorstellungen schon ausführlichst diskutiert, da findest du sicher einiges.

lg
Kate

Hallo Swen!

Interessantes Thema! Die Frage ist halt, wo Du dann überhaupt ansetzen willst. Denn ich glaube fast, dass Du das auf wenige Religionen oder wenige Aspekte wirst eingrenzen müssen.

Ein wichtiges Stichwort wäre auf jeden Fall noch „Gericht“, denn nicht nur im Christentum wird an ein Gericht nach dem Tod geglaubt. Da wäre dann wichtig herauszufinden, welche Taten oder Gedanken im Leben von diesem Gericht als verdammenswert beurteilt werden.

Vielleicht wäre da auch noch interessant danach zu forschen, welchen Sündenbegriff die einzelnen Religionen kennen, welche verschiedenen Läuterungsprozesse genannt werden (Fegefeuer, Beichte, Buße usw. im Christentum, Wiedergeburt im Hinduismus …)

Für mich persönlich als gläubige Katholikin wäre das Wort „Unterdrückungsmittel“ durch Reglementierungsmittel zu ersetzen. Ich fühle mich da nämlich absolut nicht unterdrückt, aber sehr wohl gelenkt.

Mich hat bezüglich Tod, Auferstehung, Ewiges Leben, Gericht, Jenseits … die Beschäftigung mit Zarathustra besonders interessiert, aber auch schon die Religionen, aus denen Zarathustra seine Weiheiten geschöpft hat. Da findet sich z.B. folgendes:

„Bei ihrem Aufstieg kommt die Seele durch die drei Sphären des Himmels, die der Sterne, des Mondes und der Sonne, die „Gut gedacht“, „Gut geredet“ und „Gut getan“ genannt werden. Erst dann gelangt der Tote ins Paradies, ins ‚anfanglose Licht‘.“

Ich hoffe, dass ich Dir ein paar Anregungen geben konnte, wo Du weitersuchen kannst.

Da mich dieses Thema persönlich immer interessiert hat, habe ich eine meiner Diplomarbeiten über das Thema „Die Entwicklung des Auferstehungsgedankens im Alten Testament“ geschrieben.

Beste Grüße

Waldi

Hallo liebe Theologen :smile:

Grüß Gott, Swen! :wink:

Vielleicht läßt sich das Thema erweitern: Angst und Strafe / Belohnung zur geistigen Beeinflussung? Dazu muß man nicht zweitausend Jahre zurück. mfG

Hallo Kate,

Mit dem Karma ist es kniffliger, dies ist weniger eine Drohung
als eine Rechtfertigung:

karma ist - jedenfalls nach buddhistischem Verständnis - weder das eine noch das andere, weder Drohung noch Rechtfertigung. Vor allem unterscheidet sich der buddhistische Karmabegriff deutlich vom hinduistischen und natürlich erst recht von diversen abergläubischen volkstümlichen Vorstellungen, sei es in Asien oder im Westen.

‚Karma‘ ist ein Spezialfall von Kausalität. Dabei geht man im Buddhismus aus, dass alle willentlich vorgenommenen Handlungen klassifiziert werden können als ‚kusala‘ (heilsam) und ‚akusala‘. Diese Klassifikation korrespondiert mit den Ergebnissen willentlichen Handelns (= karma), also seiner ‚Frucht‘ (vipaka). Diese Ergebnisse können leidhaft sein oder leidüberwindend - entsprechend definiert sich Heilsamkeit oder Unheilsamkeit des Handelns und ganz besonders der damit verbundenen Motivation. Budha selbst setzte daher Wille/Motivation und karma mit der berühmten Formel „cetanaham bhikkave kammam vadami“ („den Willen, ihr Mönche, nenne ich karma“, A.IV.63) sogar gleich.

Dir geht es schlecht, weil du im letztn Leben schlecht warst.

Zuallererst trägt karma in diesem Leben Früchte. Das nennt sich dann dittha-damma-vedaniya-kamma. Wobei für das Reifen der Frucht außer der karmischen Ursache entsprechende Bedingungen notwendig sind sowie ein nicht zu geringer Mangel von kontraproduktivem karma. Ansonsten handelt es sich um ‚wirkungsloses karma‘ (ahosi kammi).

Um nun über karma zu räsonnieren, das in anderen Existenzen reift, müsste man sich zunächst einmal mit dem buddhistischen Konzept des ‚Wiederwerdens‘ (punarbhava) intensiver beschäftigen, das ebenfalls gerne mit hinduistischen Konzepten (punarjati, 'Wiedergeburt) oder esoterischen Spintisierereien verwechselt wird. Das würde hier in diesem Thread zu weit führen - daher nur ein Verweis auf einen Blogeintrag: http://zensplitter.blogspot.com/2010/01/reinkarnatio… - der das komplexe Thema selbstredend nur grob anreißen kann.

Dies kann gerade bei der Diskriminierung der Frau sehr schräge
Ausrichtungen annehmen, google mal nach dem Blutschalensutra
(xuepenjing).

Man sollte vielleicht anmerken, dass das Tazang Zhengjiao Xuepenjing oder Ketsubonkyo ein recht obskurer Text ist, der verhältnismäßig spät in China entstand - und niemals ein kanonischer buddhistischer Text war. Er ist Ausdruck einer für die chinesische Kultur (und nicht nur sie) typischen Einstellung Frauen gegenüber. Mit Buddhismus hat er eher weniger zu tun, inhaltlich steht er in krassem Gegensatz zu den Aussagen der Agamas (der ältesten Textschicht der buddhistischen Sutren) aber auch zu mahayanischen Sutren wie dem Vimlakirti-Nirdesha.

Die Sache ist nur: Reue ist nicht, denn man erinnert sich an
sein früheres Leben nicht.

Nun - zumindest in der zen-buddhistischen Liturgie spielt das Sange Mon, ein buddhistisches Reuebekenntnis, eine recht zentrale Reue. Ob man sich nun „an sein früheres Leben“ erinnert oder nicht - Reue und Umkehr ist jederzeit möglich, dazu braucht es eine solche Voraussetzung nicht.

Freundliche Grüße,
Ralf

4 Like

Hi

Lustig, dass du bei Karma sofort an den Buddhismus denkst, dabei stammt der Begriff doch gar nicht von da. Ich redete hier von der frühen Hindu-Religion (nicht mit Hinduismus verwechseln) .

Dir geht es schlecht, weil du im letztn Leben schlecht warst.

Zuallererst trägt karma in diesem Leben Früchte.
Das nennt sich dann dittha-damma-vedaniya-kamma. Wobei für das
Reifen der Frucht außer der karmischen Ursache entsprechende
Bedingungen notwendig sind sowie ein nicht zu geringer Mangel
von kontraproduktivem karma. Ansonsten handelt es sich um
‚wirkungsloses karma‘ (ahosi kammi).

Karma wirkt sich in den Hindu-Religionen NIE in diesem Leben aus, es gibt kein Instant-Karma wie es manche pseudo-buddhismus begeisterte Hollywood-Sternchen es gern hätten (ich sage nur Erdbeben in Sichuan, google selbst).
Karma ist immer etwas, dass man aus dem letzten Leben mitnimmt, während man in diesem Leben das Karma des nächsten bestimmt. Es gibt kein neutrales Karma, man kann durch Buße aber schlechtes Karma aufwiegen. Bei schlimmen Taten nur mit entsprechend schlimmer Buße, ein Mörder z.B. unter bestimmten Umständen nur, indem er sich eine glühende Stange in den Rachen schiebt.

Um nun über karma zu räsonnieren, das in anderen Existenzen
reift, müsste man sich zunächst einmal mit dem buddhistischen
Konzept des ‚Wiederwerdens‘ (punarbhava) intensiver

Das ist ja schön, aber was hat das mit den Unterdrückungsmitteln nach denen der Threadersteller gefragt hat zu tun? Ich wollte eigentlich darauf antworten und keine generelle Theorie zu einer Religion deiner Wahl schreiben…

Dies kann gerade bei der Diskriminierung der Frau sehr schräge
Ausrichtungen annehmen, google mal nach dem Blutschalensutra
(xuepenjing).

Man sollte vielleicht anmerken, dass das Tazang Zhengjiao
Xuepenjing oder Ketsubonkyo ein recht obskurer Text ist, der
verhältnismäßig spät in China entstand - und niemals ein
kanonischer buddhistischer Text war.

Na und? Die meisten Sutren die in China benutzt werden sind apokryph. Die meisten Buddhisten der Welt haben nie ein Sutra gelesen, darüber sollte man sich als Westler immer bewusst sein: Wir gehen als Philologen an die Texte, das hat aber mit der Praxis nichts zu tun.

:Er ist Ausdruck

einer für die chinesische Kultur (und nicht nur sie) typischen
Einstellung Frauen gegenüber. Mit Buddhismus hat er eher
weniger zu tun,

Willst du jetzt etwa behaupten der Buddhismus sei nicht patriarchalisch? Auch die kanonischen Sutren (von welcher Ausrichtung reden wir hier eigentlich als „kanonisch“? Der Buddhistische „Kanon“ ist doch gar nicht abgeschlossen) gehen nicht immer nett mit Frauen um. Ich hoffe du meinst mit Kanon nicht das, was Olcott in seinem Anflug von Ethnozentrismus verbrochen hat.

Die Sache ist nur: Reue ist nicht, denn man erinnert sich an
sein früheres Leben nicht.

Nun - zumindest in der zen-buddhistischen Liturgie spielt das
Sange Mon, ein buddhistisches Reuebekenntnis, eine recht
zentrale Reue. Ob man sich nun „an sein früheres Leben“
erinnert oder nicht - Reue und Umkehr ist jederzeit möglich,
dazu braucht es eine solche Voraussetzung nicht.

Oh hör mir mit Zen auf diese Kriegstreiber. Die sind für mich so weit weg vom buddhistischen Ideal (und vom „kanon“) wie es nur geht, das Ideal des Nichttötens gab es in den Schriften zwar schon, wurde aber ständig und von jeher (Kriegermönche seit dem jap. Mittelalter) außer Kraft gesetzt.
Da hieß es ganz schnell:
"The Treatise on Absolute Contemplation claims that ‚as long as one sees a ‚person’ or ‚living being’ standing out from the emptiness, one should not kill even an ant. One who overcomes these perceptions can kill, through; in a way similar to natural events like a storm or collapsing cliff bringing death.“
Eine Pause gab es nur im 13-14. Jh. durch Soseki Muso, aber doch hat die Rinzai-Schule (Zen) in der Politik Stimmung gemacht (und später andere Schulen gewaltsam unterdrückt).

magst ein paar Zitate?
There is no choice but to wage compassionate wars which give life to both oneself and one’s enemy. Through compassionate war, warring nations are able to improve themselves and war is able to exterminate itself.“ (Soto, 18. Jh.)

„Es gibt keine Bodhisattva-Praktik die der des mitfühlenden Nehmens eines Lebens überlegen wäre“ (Rinzai-Meister Nantenbo (1839-1925)

„Wenn du den Feind siehst musst du ihn töten. Du musst das Falsche zerstören um das Wahre zu schaffen - dies sind die Kardinalpunkte des Zen“ (Sogaku Harada Roshi (1870-1961) in seinem „Kriegszen“)

Denk an das beliebte Zenken Ichinyo, die EInheit von Zen und Schwert. Oder den Ausdruck der Jama Gedo, der störerischen „Heiden“, der für alle galt, die keine japanischen Zenbuddhisten waren und somit den Tod verdient hatten, siehe Shaku Soen (1859-1919). Oder Seki Seisetsu (1900-1988) der den Massenmord in der Zen Praxis rechtfertigte, damit diese Getöteten den Fortschritt der Zenbuddhisten nicht aufhalten.

Fast alle buddhistischen Schulen waren in den zweiten Weltkrieg miteingebunden, aber der Zen hat kräftig mitgemacht und zwar auf Wegen die kein anderes buddhistisches Land je beschritten hat, denn hier wurden die Buddhisten auch als Krieger aktiv, z.B. als Kamikazepiloten. In China gab es das nicht.

Plötzlich hieß es satori sei im Lebenskampf zu erfahren, aus der Ich-Losigkeit wurde die Ergebung in den Kaiserwillen, aus dem Nichtdenken die Einfügung als Rädchen im System, dies geht v.a. auf Nishitani Keiji (1900-1990) und das messhi-hoko zurück.
Der Krieg wurde als Heiliger Krieg durch den Zen legitimiert, siehe Hitane Jozan (1873-1954) und natürlich: D.T. Suzuki, der Mann mit den zwei Gesichtern.
Das einzige was er damals nicht unterstützte war der Geist Japans, weil er den Kaiser nicht leiden konnte.
Unter anderem stellte er folgende nette Regeln auf:

  1. Japan hat das Recht gegen alle anderen seine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen
  2. „unruly heathens“ die im Weg stehen müssen bestraft werden, da sie die Menschheit behindern
  3. Diese Strafe muss mit der japanischen Religion geschehen
  4. Soldaten sollten für religiös-sanktionierte Strafaktionen ihr Leben opfern
  5. Ein solches Opfer ist ein religiöser Akt

Daher war der Angriff auf China religiöse Praxis, denn China hielt die menschliche Entwicklung auf, obwohl es Japan nichtmal angegriffen hatte. Man nutzte hierfür „Töte einen um viele zu retten“ auf eine sehr verquere Weise.

Natürlich steht in den Schriften was ganz anderes. Aber vergiss nicht: Nur Profis und Westler lesen die Sutren.

Natürlich ist meine Abneigung gegen den Zen auch westlich, aber ich kann diese ewige Romantisierung des Buddhismus nicht hören. Das Neue Testament sagt auch viel gutes und trotzdem käme niemand auf die Idee heute noch das Christentum als „Friedensreligion“ zu bezeichnen.

(Für Interessierte:
Ārya-Bodhisattva-gocara-upāyaviṣaya-vikurvaṇa-nirdeśa Sūtra
Collins, Randall (1974) „Three Faces of Cruelty: Towards a Comparative Sociology of Violence“, in: Theory and Society Vol.1 Nr.4 S.415-440.
Faure, Bernard (2002) „Buddhism and Violence“, in: An International Review of Culture and Society Nr.9.
Goto-Jones, Christopher S. (2005) Political Philosophy in Japan. Nishida, the Kyoto School and Co-Prosperity. London.
Kiyota, Minoru (1969) „Buddhism in Postwar Japan. A Critical Survey“, in: Monumenta Nipponica Vol.24 Nr.1/2. S.113-136.
Lütkehaus, Ludger (1999) „Krieg als mitfühlendes Töten“, in: TAZ Nr.5991 vom 15.11.1999 S.14
Matsuo, Kenji (2007) A History of Japanese Buddhism. Kent.
O’Brien, Barbara War and Buddhism. Buddhist Teachings on War,
Reat, Noble Ross (1994) Buddhism. A History. Fremont.
Saaler, Sven (2002) „Japan in der internationalen Militarismusforschung“, in: Japanstudien Nr.14. S.103-138.
Tokoro Shigemoto (1971) „Henkaku shisō to shite no hokkeyō“, in: Chūō kōron Vol.86 Nr.10, S.22-48.
Victoria, Brian (2004) Zen War Stories, New York.
(2006) D. T. Suzuki and Japanese Militarism: Supporter or Opponent?
und generell alles, zu Suzuki)

lg
Kate

2 Like

Ein beliebtes Druckmittel war im Mittelalter die Hölle, aber
das, was wir so als Hölle kennen, kommt so in der Bibel gar
nicht vor.

Nicht ganz. Die Hölle kommt sehr wohl vor, z.B. in Lukas 6 (Reicher Mann und armer Lazarus):

Der Reiche aber starb auch und wurde begraben.
Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von
ferne und Lazarus in seinem Schoß.

Das Fegefeuer als vorgelagerte Reinigungsinstanz hingegen ist biblisch nicht angelegt.

Mit dem Karma ist es kniffliger, dies ist weniger eine Drohung
als eine Rechtfertigung: Dir geht es schlecht, weil du im
letztn Leben schlecht warst.

Und in dem Moment, in dem dieser Gedankengang auf das kommende Leben (bzw. das Ende des aktuellen) gerichtet wird, wird die Karma-Theorie genauso droh-anfällig wie die biblische Lehre vom Gericht und der Erlösung.

Gruß, Martinus

Hallo Kate,

Lustig, dass du bei Karma sofort an den Buddhismus denkst, dabei stammt der Begriff doch gar nicht von da. Ich redete hier von der frühen Hindu-Religion (nicht mit Hinduismus verwechseln) .

nun, das lag ja wohl nahe, da Du in unmittelbarem Anschluss daran auf ein chinesisches „Sutra“ verweist und von „der frühen Hindu-Religion“ nirgendwo die Rede war. In China ist die frühe Hindu-Religion bekanntlich recht wenig verbreitet …

Wie auch immer - wenn Du Dich speziell auf den Karma-Begriff bezogen hast, wie er im Hinduismus verstanden wird, wäre es sinnvoll gewesen das dann auch zu schreiben. Wobei auch da der Hinweis, dass der buddhistische Karma-Begriff anders aussieht, allemal angebracht gewesen wäre.

Karma wirkt sich in den Hindu-Religionen NIE in diesem Leben aus

Das mag sein - Du hast aber nicht von karma „in den Hindu-Religionen“ geschrieben sondern allgemein von karma.

Das ist ja schön, aber was hat das mit den Unterdrückungsmitteln nach denen der Threadersteller gefragt hat zu tun?

Genau das habe ich mich bei Deiner Antwort, so weit sie sich auf ‚karma‘ und auf das ‚Blutschalen-Sutra‘ bezog, auch gefragt.

Na und? Die meisten Sutren die in China benutzt werden sind apokryph.

Sind Dir die textlichen Grundlagen des Buddhismus in China tatsächlich so wenig vertraut? Wenn ich von von „kanonisch“ spreche, dann ist selbstverständlich der chinesische Tripitaka (三藏) gemeint. Die umfassendste Ausgabe, die heute als Referenz benutzt wird, ist der 100 dickleibige Bände umfassende Taishô Shinshû Daizôkyô (大正新修大藏經) - der weltweit mit Abstand umfangreichste Kanon religiöser Schriften. In diesem Kanon sind selbstverständlich „die meisten Sutren die in China benutzt werden“ enthalten. Ich würde sogar sagen, nahezu alle. „Apokryph“ in diesem Kontext sind Texte, die nicht in ihm enthalten sind wie z.B. das ‚Sutra kindlichen Respekts‘ (佛說父母恩重難報經), das Dharani Sutra des Buddha der Langlebigkeit (佛說長壽滅罪護諸) und eben das hier in Frage stehende Blutschalen-Sutra. Nicht, weil man sie vergessen hätte, sondern weil sie zu obskur sind, um auch nur einen Platz in der ‚Sekten‘-Abteilung des Tripitaka (T.1851 - T.2025) zu finden.

Willst du jetzt etwa behaupten der Buddhismus sei nicht patriarchalisch?

Genau das. Buddhismus entstand und wurde tradiert in einer patriarchalischen Gesellschaft - aber er begründet und rechtfertigt solche Strukturen nicht, vertritt keine patriarchalische Ideologie. Bereits von Anfang an gab es nach buddhistischer Vorstellung keine Entstehungs-„Hierarchie“ wie beispielsweise nach biblischer Lehre. Nach buddhistischer Auffassung gab es zunächst keine unterschiedlichen Geschlechter bei den Menschen; erklärt werden sie durch eine Entwickelung parallel zur Arbeitsteilung (Digha-Nikaya Nr. 27). Daraus ergeben sich u.a. gleiche Rechte und Pflichten in der Partnerschaft für Mann und Frau (Digha-Nikaya Nr. 31). Wichtiger als solche obsoleten Herleitungen jedoch ist: das Ziel buddhistischer Praxis, also die ‚Erleuchtung‘ (bodhi), kann in gleicher Weise von Mann und Frau erlangt werden, ohne Unterschied in der Methode oder der Qualität des Erreichten. Es gibt bei Mann und Frau keine Unterschiede bei den Abhängigkeiten und Anhaftungen, die überwunden werden müssen (Anguttara-Nikaya 1,1).

Selbstverständlich erkannte auch Buddha Ungleichheiten (Samyutta Nikaya 37,3), nämlich solche biologischer Natur (Menstruation, Schwangerschaft und Geburt) und solche sozialer Natur im Kontext der damaligen indischen Gesellschaft. So muß im Gegensatz zum Mann eine Frau ihr Elternhaus verlassen, um zum Mann zu ziehen und sie muss ihrem Ehemann dienen. Diese Unterschiede werden aber nicht als notwendige oder gar gottgewollte Übel angesehen, sondern schlicht als Tatsachen des Frau-Seins in der indischen Gesellschaft. So wurde auch der buddhistische Frauenorden von Buddha an den Männerorden angegliedert und ihm unterstellt, weil es in der damaligen indischen Gesellschaft keine Möglichkeit für einen unabhängigen Frauenorden gab. Eine Frau ohne Vormundschaft eines Mannes - sei es Vater, Ehemann, Sohn oder ersatzweise sonst ein naher männlicher Verwandter - dessen Haushalt sie angehörte, war in der indischen Gesellschaft schutz- und rechtlos; sie konnte z.B. ohne weiteres versklavt werden. In diese Vormundschaft trat für die Nonnen der Männerorden ein.

In der Begrifflichkeit der frühen Sutren ist übrigens zwischen dem neutralen Begriff „itthi“ (Frau) und dem diskriminierenden Begriff „matugama“ (etwa: ‚Mutter im Dorf‘) zu unterscheiden. Wenn in den Sutren z.B. abwertend von einfältigen Frauen und weiblicher Launenhaftigkeit gesprochen wird, dann ist von matugama die Rede, nicht von itthi. Nun ist zwar jede matugama eine itthi, aber nicht jede itthi eine matugama.

Oh hör mir mit Zen auf diese Kriegstreiber.

Das ist mir zu sehr auf derselben Ebene angesiedelt wie populistisches Islam-bashing oder die ‚Religionskritik‘ eines Hisham Bekouri, um es eingehend zu kommentieren. Ich erlaube mir einen Verweis auf den hier im Brett ganz unten stehenden Artikel (/t/mod-thema-aggressionspotential-in-religionen/4232923

Ansonsten erlaube ich mir, Deine Literaturliste um das bekannteste und am weitesten verbreitete Buch zu diesem Thema zu ergänzen: Brian Victorias ‚Zen, Nationalismus und Krieg‘ ISBN 3896201328 Buch anschauen. Deutlich umfangreicher und fundierter als das von Dir genannte ‚Zen War Stories‘ des gleichen Autors - ein Buch, das im übrigen auch den Widerstand von Buddhisten (z.B. der hingerichtete Zenpriester Uchiyama Gudo) gegen Japans imperialistische Politik nicht ganz vergisst. Die Geschichte des japanischen Buddhismus - auch des Zen-Buddhismus - in der Zeit des japanischen Militarismus ist nicht weniger vielschichtig als die des christlichen Widerstandes und der christlichen Kollaboration im 3. Reich. Im Übrigen wird gerade dieses Thema zumindest in westlichen buddhistischen Kreisen breit diskutiert. Dass Brian Victoria selbst ordinierter Zen-Priester ist und sein Buch in einem auf Zen-Literatur spezialisierten Verlag erschien, mag man als Indiz dafür nehmen.

Freundliche Grüße,
Ralf

P.S.: hier angefügt auszugsweise eine offizielle Stellungnahme der Sotoshu Japan (der größten zenbuddhistischen Organisation weltweit). Etwas Ähnliches, die Verstrickungen der christlichen Kirchen in den Faschismus (nicht nur den deutschen, auch den italienischen, spanischen, kroatischen …) betreffend, ist mir nicht bekannt - dies nur nebenbei bemerkt.

_"Wir, die Soto-Schule, haben seit der Meiji-Zeit und bis zum Ende des Pazifik-Krieges den guten Namen und Ruf unserer Aktivitäten […] benutzt, um die Menschenrechte der Völker Asiens und insbesondere derjenigen Ostasiens zu verletzen. Dies geschah, indem wir mit den politisch Mächtigen […] gemeinsame Sache machten und ihre finsteren Pläne unterstützten. […] Dies alles haben wir aus unserem Glauben an die Überlegenheit des japanischen Buddhismus und der nationalen Politik heraus getan. Und nicht nur das, diese Handlungen, die die Lehren des Buddhismus mißachteten, wurden ausgeführt im Namen Buddha Shakyamunis […]. Über diese Aktivitäten lässt sich nichts anderes sagen, als daß sie wahrhaft beschämend sind.
[…]
Wir schämen uns, […] daß unsere Gemeinschaft seit der Meiji-Zeit an Kriegsaktivitäten beteiligt war - manchmal, weil wir uns dazu verführen ließen, mit dem Staat gemeinsame Sache zu machen, in anderen Fällen, weil wir dem Staat aus freien Stücken unsere Unterstützung anboten.
[…]
Wir haben es versäumt, selbstkritisch unsere eigene Kriegsverantwortung zu untersuchen, was wir eigentlich unmittelbar nach der Kapitulation im Jahre 1945 hätten tun müssen.

Obwohl die Soto-Schule sich des Gefühls, zu spät zu sein, nicht erwehren kann, möchten wir uns trotzdem noch einmal für unsere Nachlässigkeit entschuldigen und gleichzeitig auch dafür, daß wir in jenem Krieg mit den Kriegstreibern kollaboriert haben. […] Wie wir wissen, lehrt der Buddhismus, daß alle Menschen als Kinder des Buddha gleich sind und daß sie weiterhin lebende Wesen sind, deren Würde aus keinem wie auch immer gearteten Grund von anderen beeinträchtigt werden darf. Trotzdem hat unsere Gemeinschaft […] einen Angriffskrieg gegen andere Völker Asiens unterstützt, sich eifrig bemüht, mit den Kriegführenden zu kooperieren, und dieses unglückselige Geschehen auch noch als heiligen Krieg bezeichnet."_

5 Like

Hallo Mike,

ich muss dir leider mitteilen, dass ich zwar relativ begabt bin was technische und naturwissenschaftliche Dinge anbelangt aber sobald es darum geht Texte zu verarbeiten und zu verstehen, muss ich meistens passen.
Was ich dir damit sagen möchte ist, dass ich nicht recht verstehe was die von dir genannten Aspekte nummer eins und drei mit meinem Thema zu tun haben.
Punkt vier ist klar da geht es um den Ablasshandel darauf werde ich in der Arbeit auch näher eingehen.
Und Punkt zwei ist teilweise auch klar… allerdings wird nicht genannt wie und warum die Schriftgelehrten bzw. die Obrigkeit den Menschen unerträgliche Lasten aufbürden und inwiefern das mit Tod und Auferstehung zusammenhängt.

Ich suche nach Fällen, in denen Sekten oder Religionen die Angst ihrer Anhänger vor dem Tod und dem Leben danach genutzt haben, um sie zu kontrollieren und auszunutzen.

Gruß,
Swen

Hallo Waldi,

Interessantes Thema!

Ja, finde ich auch :smiley:
Allerdings habe ich mir das etwas weniger rechercheaufwändig vorgestellt…

Denn ich glaube fast, dass Du das auf wenige Religionen oder wenige Aspekte wirst eingrenzen müssen.

Das kommt drauf an… ich fürchte so langsam, dass ich nicht allzu viel finden werde, wenn ich nur bei den unethischen Bereichen bleibe und die „normalen Gesetze“ der Religionen außer Acht lasse.
Wenn ich das aber nicht tue, dann werde ich wohl, wie Du schon sagst, das gegenteilige Problem bekommen.

Ein wichtiges Stichwort wäre auf jeden Fall noch „Gericht“, denn nicht nur im Christentum wird an ein Gericht nach dem Tod geglaubt.
[…]
Ich fühle mich da nämlich absolut nicht unterdrückt, aber sehr wohl gelenkt.

Um die Dinge, die ethisch und moralisch akzeptabel sind, ging es mir auch eigentlich nicht.
Mich interessieren eher Fälle, in denen eine Religion oder Sekte ihre Anhänger mit ihrem verständnis des Lebens nach dem Tod bewusst negativ maipuliert oder ausgenutzt hat.

Die Religionskriege wären da noch so etwas.
Soweit ich weiß, haben die Kreuzritter ja auch so einiges für ihren „Kampf ums Gelobte Land“ versprochen bekommen.
Genauso wie die Terroristen heute. Womit ich wieder einen Aspekt hätte. :smiley:
Eventuell könnte ich auch noch die Bemühungen der Kirche gegen die Aufklärung/Wissenschaft aufgreifen oder die Hexenverbrennungen.

Damit habe ich aber hauptsächlich Sachen aus dem Christentum und ich bin mir sicher, dass es so etwas anderswo auch noch gab/gibt.
Aber ich kenne mich mit anderen Religionen nicht gut aus und von daher ist es für mich schwierig anderswo etwas zu finden.

Gruß,
Swen

Hallo Hausmann,

das Oberthema der Hausarbeiten ist Tod und Auferstehung und wir sollten uns etwas aussuchen, was damit zu tun hat.
Da Religionen und Sekten ihre Anhänger oft manipulieren und kontrollieren dachte ich mir, dass sich da in diesem Zusammenhang etwas interessantes finden lässt.
Wenn ich das jetz allerdings auf jegliche form von Angst vor Strafe und Freude auf Belohung ausweiten würde, wäre das Ganze wohl zu umfangreich.

Trotzdem danke für den Tipp :wink:
mfg,
Swen

Moin,

Dann gibt es natürlich im Buddhismus noch die Sache mit der
Parlingenese und dem Karma, wobei die afaik nicht unethisch
als Unterdrückungsmittel gebraucht wird… oder doch?

Wenn du Karma im Buddhismus in Verbindung mit Tod und Leben in Verbindung bringen willst, dann ist es tatsächlich denkbar ungeeignet als Unterdrückungsmittel. Die Erklärung dafür ist relativ einfach:

Wie Ralf bereits anführte, steht Karma im Buddhismus im Zusamemnhang damit, unheilsame Handlungen zu unterlassen und heilsame Handlungen durchzuführen mit dem Ziel, dadurch letztendlich auch für einen seblst Heilsames zu bewirken. Dies umfasst den ganzen Bereich der ethischen Lebensführung. Das eigentliche Ziel des Buddhisten ist aber das Erreichen von Leidfreiheit, welches nur durch geistige Übungen wie Meditation und Einsicht erlangt werden kann.

Bei einigen buddhistischen Lehrmeinungen wird davon ausgegangen, dass nun karmische Handlungen auch Auswirkungen auf zukünftige Leben haben können. Aber selbst unter der Annahme, dass man den besten aller karmischen Zustände erreicht, also platt gesagt, mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wird und auch sonst wenig Ungemach zu erleiden hat, so bleiben einem doch die nach buddhistischer Auffassung eigentlichen Leiden, die da wären, das Leid des Wandels, des Alterns, der Krankheit und des Tods, nicht erspart. Dies ist, was der historische Buddha erkannte, der ja selbst in eine sehr priviligierte Stellung hinein geborgen wurde, als er das erste Mal mit Alter, Krankheit und Tod konfrontiert wurde.

Ein ethischer Lebenswandel reicht also nach buddhistischem Verständnis für die „Erlösung“ vom Leid nicht aus. Was ist dann aber überhaupt der Sinn eines ethischen Lebenswandels? Ethischer Lebenswandel soll eine gute Grundlage für die Arbeit mit dem eigenen Geist, die Meditation und Einsicht liefern. Man geht davon aus, dass ein ungezämter, aufgewühlter Geist für Meditation und Einsicht wenig geeignet ist. Erst wenn der Geist ruhig und „geschmeidig“ ist und sich in einem Zustand von Gleichmut und Konzentration befindet, kann man überhaupt mit ihm arbeiten, und somit dem buddhistischen Ziel näher kommen.

Nich-ethisches Verhalten führt hingegen dazu, durch geistige Zustände wie Gier, Verlangen, Aversion, Agression, Dumpfheit etc., den Geist immer wieder aufzuwühlen und sprunghaft zu machen. So kann keine gute Meditation gelingen und das Ziel bleibt in weiter Ferne.

Dies ist eine Erfahrung, die jeder ernsthaft Praktizierende selbst macht. Das muss einem gar nicht mal jemand sagen, es sei denn, man fragt sich, warum der Geist denn so gar nicht das macht, was er soll, sondern nur wild rumspringt :smile:

Gruß,
Marion

Hallo Kate,

Ein beliebtes Druckmittel war im Mittelalter die Hölle, aber das, was wir so als Hölle kennen, kommt so in der Bibel gar nicht vor. Diese Vorstellungen stammen aus anderen Schriften z.B. aus dem Nikodemus-Evangelium. Das findest du in den Apokryphen, die gibts meist gesammelt in Buchform.

Ich denke zum Thema Christentum habe ich schon genug gefunden aber ich werde mir die Beschreibungen der Hölle im Nikodemus-Evangelium trotzdem mal genauer anschauen und wahrscheinlich auch mit hineinnehmen. Danke für den Tipp. :smile:

Dies kann gerade bei der Diskriminierung der Frau sehr schräge Ausrichtungen annehmen, google mal nach dem Blutschalensutra (xuepenjing).

Hört sich interessant an aber leider finde ich beim Googlen nur entweder Seiten auf Chinesisch/Japanisch (keine Ahung) oder etwas über den Pilger Kamanita. oO

Auf die andere Diskussion gehe ich jetzt nicht weiter ein.
Das müsst ihr unter euch ausmachen. :wink:

Gruß,
Swen

Hallo Swen,

Hört sich interessant an aber leider finde ich beim Googlen nur :entweder Seiten auf Chinesisch/Japanisch (keine Ahung) oder etwas über :den Pilger Kamanita.

kuckstu Du z.B. hier: http://www.onmarkproductions.com/menstration-sutra-m…

Akademisch korrekter Quellenverweis: Blutschalen-Sutra (大藏正教血盆經), Dainippon Zokuzôkyô (大日本續藏經) Bd. 87 S. 921. Der Dainippon Zokuzôkyô ist ein Komplement zum Tripitaka. Das ‚Sutra‘ entstand in China Ende des 12. Jahrhundert und ist vor allem interessant als Beispiel der Vermengung archaischer religiöser Vorstellungen (Reinheitstabus, insbesondere auf Menstruationsblut bezogen) mit buddhistischen Vorstellungen. In der zeitgenössischen religiösen Praxis spielt es keine Rolle mehr. Ich denke, für Dein Thema ist es eher weniger geeignet - aber entscheide selbst.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

äthiopische Petrus-Apokalypse
Hi,

aber ich werde mir die Beschreibungen der Hölle im Nikodemus-Evangelium trotzdem mal genauer anschauen

Wie Kate richtig sagte, kommt die (auch heute noch populäre) christl. Höllenausmalung nicht aus der Bibel. Aber der „Descensus Christi ad inferos“ („Höllenfahrt Christi“), Teil aus den sog. Pilatus-Akten , die auch als Nikodemus-Evangelium bekannt sind, gibt dafür so gut wie nichts her und ist auch nicht die Quelle.

Die findet sich vielmehr in der über 300 Jahre älteren äthiopischen Petrus-Apokalypse (es gibt noch eine griechische und eine koptische, aber mit anderem Inhalt). Dies ist auch die Quelle von Dante für sein „Inferno“ in der „Göttlichen Komödie“ gewesen und von dort ist die Vorstellung in die christliche Populärmythologie eingedrungen.

Den Text der Petrus-Apokalypse findest du ebenfalls in diversen Apokryphen-Ausgaben.

Gruß
Metapher

1 Like

Stellungnahme der Sotoshu
Hi Ralf,

P.S.: hier angefügt auszugsweise eine offizielle Stellungnahme der Sotoshu Japan

Sehr interessant, danke! Kannst du noch kundtun, wann das (und wo) publiziert wurde?

Schönen Gruß
Metapher

nicht Auferstehung sondern Gericht + Hölle
Hi Swen,

zumindest für die christlichen Varianten deines Themas noch ein kleiner Hinweis, da die Formulierung mißverstanden werden könnte:

Die Auferstehung gilt allen Toten. Sie kann/konnte somit nicht als solche schon als Druckmittel dienen. Das betrifft vielmehr die Frage, was danach passiert: Das „Gericht“ und die Folgen des jeweiligen Urteils, nämlich die diversen Höllenausmalungen (wie in der Antwort unten erwähnt). Hierzu ein älterer Artikel aus dem hiesigen Archiv:

/t/unterschiedlicher-glaube-und-tod/3558221/22

Gruß
Metapher

On Topic again
Um kurz mal wieder zurückzukommen, könnt ihr aber bestimmt hinzufügen, wann und zu welchen Zeiten buddhistische Höllenvorstellungen ausgearbeitet wurden und Konjunktur hatten oder auch wieder an Bedeutung verloren haben.

vielen Dank schonmal, frohet Neues und grüße

PS ansonsten auch Danke an Kate für die erfrischende Polemik.

Hallo Metapher,
das ‚Reuebekenntnis‘ (sanshabun) wurde am 18.01.1993 in Sôtô Shûhô (曹洞宗報) Nr. 688, S. 28-31 veröffentlicht. Sôtô Shûhô ist die offizielle Monatszeitschrift der Sotoshu Shumucho. Hier zitiert nach dem o.a. Buch Brian Victorias ‚Zen, Nationalismus und Krieg‘, S. 217-220. Ein erstes sanshabun hatte es schon ein Jahr früher gegeben; eine Quelle dafür konnte ich allerdings nicht ausfindig machen.

Freundliche Grüße,
Ralf