Überirdische Lichtwesen in allen Weltreligionen

Hallo,

Meine Frage also nochmals: ist es nur ein Zufall, dass in allen Weltreligionen solche scheinbar mythischen Wesen geschildert werden, oder deutet die Gemeinsamkeit darauf hin, dass deren Status mehr als nur ein mythischer ist, also ein realer?

Daß die beschriebenen Lichtwesen in allen Weltreligionen geschildert werden halte ich für keinen Zufall, sondern für einen Beleg ihrer wirklichen Existenz.

Die Engel, um von denen zu reden, die im christlichen Raum genannt werden, sind unsere unsichtbaren Begleiter durchs ganze Leben. Sie haben ihre Macht von Gott und bewerkstelligen im Universum, daß alles was da ist funktioniert.

Ohne ständige Kontrolle aller Naturvorgänge und deren weisen Steuerung würde nichts auf Dauer funktionieren, wie das doch auch in unserer materiellen Welt ersichtlich ist. Das wachsen der Pflanzen und das funktionieren eines Weltkörpers geschieht doch nicht von allein. Da sind unsichtbare Helfer, eben Engel, am Werk.

Man könnte natürlich sagen, was nötig ist, tut Gott allein. Ich aber glaube, daß Gott zur Freude seiner Seligen sie mit Kraft und mit Aufgaben ausgestattet hat, damit es ihnen in der Ewigkeit nicht langweilig wird.

Wenn wir mal die Anlagen in einer Chemie-Fabrik betrachten, in der irgendwelche Substanzen, z. B. Kunststoffe, hergestellt werden. Welche aufwendige Einrichtungen sind nötig, um die Prozesse zu steuern. Wie können wir da nur annehmen, dass die unendlich komplizierter aufgebaute Natur von alleine funktionieren würde?

Aber die Engel haben ihre Aufgaben nicht nur in der Natur. Ich glaube, daß jeder einzelne Mensch Schutzengel hat, die ihm helfen von der Geburt bis zu seinem Scheiden von der materiellen Welt.

Nun zu den Flügeln der Engel:

Ich denke, wenn die Engel mit Flügel dargestellt wurden, dann sollte das den damaligen Menschen nur symbolisch zeigen, daß sie ihre Aufgaben in großer Geschwindigkeit erledigen können. In Wirklichkeit haben die Engel keine Flügel. Sie sind vollkommene Menschen mit für uns unsichtbaren Geistleibern.

Herzliche Grüße
Helmut

Moin,

Meine Frage also nochmals: ist es nur ein Zufall, dass in
allen Weltreligionen solche scheinbar mythischen Wesen
geschildert werden, oder deutet die Gemeinsamkeit darauf hin,
dass deren Status mehr als nur ein mythischer ist, also ein
realer?

Zumindest was den Buddhismus angeht, muss ich dich enttäuschen. Deine Definition von Devas und Dakinis ist leider nicht besonders zutreffend. Da ist selbst die von Wiki besser :smile:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dakini

Weder Art, noch Wesen, Aussehen oder Funktion von Dakinis im Sinn des tibetischen Buddhismus dürften dem eines „Engels“ der drei abendländischen Monos nahe kommen.

Dakinis verkörpern bestimmte Aspekte der buddhistischen Lehre, sie sind somit eher als Mittel zum Zweck zu verstehen, mit dessen Hilfe der Praktizierende Fortschritte in seiner buddhistischen Praxis machen möchte. Man kann dieses Mittel nutzen, oder auch nicht. Somit spielt es nicht mal innerhalb der tibetisch/buddhistischen Lehre eine Rolle, ob der Status von Dakinis ein irgendwie „realer“ ist, was auch immer du darunter verstehst.

Auch vom Aussehen her wirst du wenig Gemeinsamkeiten finden, ich gehe jedenfalls davon aus, dass ein Angehöriger der drei Monos den Anblick einer eindeutig nackten und weiblichen Gestalt, die häufig mit Tierköpfen, Schädelschale voll Blut, Dolchen etc. dargestellt wird, eher nicht mit dem Begriff „Engel“ in Verbindung bringt :smile:

Die Gleichsetzung von Himmel mit Leerheit dürfte in diesem Zusammenhang bei einem Gottgläubigen auch auf wenig Begeisterung stoßen.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang allerdings die fortgesetzten Versuche von Angehörigen des christlich/westlichen Kulturkreises, buddhistische Symbolik, Mystik etc. mehr schlecht als recht in „bekannte“ Schemata (in diesem Fall „Engel“) zu pressen, vermutlich in der Hoffnung, dass der Buddhismus dadurch für sie etwas verständlicher wird. Meiner Meinung nach ist eher das Gegenteil der Fall. Wenn dann noch versucht wird, nicht vorhandene Gemeinsamkeiten als Hinweis für „Reales“ abzuleiten, wird es abenteuerlich :smile:

Gruß
Marion

liest, kommt man zu dem Schluß, daß hier eine Maschine
beschrieben wird.

Na sowas.
Erich v.Däniken läßt grüßen.

Hallo,
offensichtlich ist v. Däniken Deine einzige Informationsquelle.
Dann fehlt es Dir aber an Kenntnis anderer Literatur.

Ich habe sowieso manchmal den Eindruck, daß manche P.kein einziges Buch im Schrank haben, sondern ihr gesamtes „Wissen“ durch Herumstöbern in Google und WIKI beziehen. Bei Stomausfall ist auch das gesammelte Wissen weg.
Diese P. scheinen sich am lautstärksten zu Wort zu melden.

Hier noch ein Beispiel aus altindischen Texten. In diesen Schriften „wimmelt“ es geradezu von Beschreibungen von Flugmaschinen, „modernen“ Waffen, Luftkämpfen usw.

"Als die Welthüter gegangen waren, wartete der Arjuna, der Ausrotter seiner Feinde gespannt darauf, o Indra unter den Königen, ob der Wagen des Königs der Götter kommen würde.
Und während der scharfsinnige Arjuna darauf gespannt war, kam der leuchtende Wagen an, gelenkt von Matali.

Finsternis aus dem Himmel schleuchend und die Wolken zerfetzend, erfüllte er den ganzen Raum mit einem Brüllen wie der Donner einer Monsunwolke.

Er enthielt Schwerter, furchtbare Speere, Keulen schrecklichen Aussehens, Wurfgeschosse von göttlicher Macht und Blitze großen Glanzes".

Und an anderer Stelle:
„Der flackernde Wagen, der von Matali gelenkt wurde, erhellte plötzlich den Himmel,
strahlte sichtbar wie ein Meteor inmitten des Firmaments,
wie die rauchlose Spitze eines brennenden Feuers“.

Erstens sind hier überirdische Lichtwesen beschrieben und zweitens UFO’s (aus heutiger Sichtweise).
Das nur nebenbei zu den P., die in einem anderen Brett diejenigen, die UFO’s für möglich halten, aus Selbstüberschätzung (oder ist es Schlichtheit?) für „Volldeppen“ erklären.

Auch eine weitere „Maschine“ ist in Niederschriften der Kabbala aus dem 13. JH beschrieben.
Die Israeliten zogen bekanntlich in ihrer 40- jährigen Wandeschaft durch die Wüste und ernährten sich von Manna.

Produziert wurde dieses Manna vom „Hochbetagten“. Dieser zeigte eine „Rauchsäule bei Tag und eine Feuersäule bei Nacht“.
Ein weiteres merkwürdiges Detail: Das „Ohr des kleinen Gesichts“.
Es ist durch gekrümmte Einschnitte geformt, so daß die „Stimme verfolgt werden kann, wenn sie zum Hirn emporsteigt“.
Im Ohr befinden sich die „Herren der Fittiche“, die die „Stimme“ in „Sprache“ umwandelt.

Was passiert dann?

„Und jene Sprache, die hinausgeht, durchbricht den Äther und ergießt sich und steigt auf und fliegt ins Universum.
Und die Herren der Fittiche empfangen diese Stimme und tragen sie zum König, und sie geht in seine Ohren“.

Für mich hört sich das nach einer Beschreibung eines Funkgerätes in dieser „Mannamaschine“ an.
Gruß:
Manni

[MOD] Teilthread abgeschlossen
Ich komme immer mehr zu dem Schluss es wäre besser gewesen, meinem ersten Impuls zu folgen und die Anfrage gleich ins Esoterikbrett zu verschieben. Was diesen Teilthread hier angeht, so geht mir der Unfug jetzt entschieden zu weit. Mit Religionswissenschaft hat das absolut nichts mehr zu tun. Deswegen wird hier wegen offtopic abgeschlosen.

Freundliche Grüße,
Ralf [MOD]

2 Like

Hallo Horst,
zunächst einmal - wenn man in Religionen übereinstimmende oder ähnliche Vorstellungen findet, ist es naheliegend und vor allem einem religionswissenschaftlichen Ansatz entsprechend, zunächst einmal zu untersuchen, ob diesen Vorstellungen gemeinsame geistesgeschichtliche Wurzeln zugrunde liegen (und nicht real existierende Wesen). Erst wenn solche nicht nachweisbar sind, ist als Arbeitshypothese die Annahme erlaubt, dass diese Vorstellungen unabhängig voneinander entstanden sind.

Was nun die drei großen monotheistischen Religionen angeht, so ist es offensichtlich, dass sie

  1. in einer zeitlichen Abfolge zueinander stehen und sich inhaltlich aufeinander beziehen
    und
  2. aus demselben, ziemlich eng begrenzten Kulturraum stammen.

Insofern sind hier gemeinsame Vorstellungen alles andere als überraschend - überraschend wäre vielmehr das Fehlen solcher Überschneidungen.

Was nun Hinduismus und Buddhismus angeht, so liegt hier ebenfalls eine gemeinsame Wurzel (der Brahmanismus) vor sowie ein geographisch recht eng begrenzter Raum als gemeinsames Ursprungsgebiet - im wesentlichen die Täler des Indus und des Ganges sowie ihre Einzugsgebiete.

Von der mit „in allen Weltreligionen“ suggerierten weltweiten Verbreitung bleiben also bei genauerer Betrachtung der von Dir vorgebrachten Beispiele nur zwei geographisch relativ kleine Gebiete, in denen solche angeblich vergleichbaren Vorstellungen entstanden sind - ob sie tatsächlich vergleichbar sind, bliebe erst noch zu zeigen.

Lassen wir den Kulturraum, in dem die monotheistischen Religionen entstanden sind, einmal beiseite und nehmen wir uns Deine ‚Belege‘ aus dem indischen Kulturraum vor: deva und dakini. Zu dakini hat pendragon ja schon einiges geschrieben. Ich möchte noch hinzufügen, dass Dein Missverständnis bzgl. dakini möglicherweise von der gelegentlich zu findenden deutschen Wiedergabe des Begriffs herrührt: ‚Himmelsgeherin‘. Da kann man sich nun natürlich fliegende Englein darunter vorstellen - nur gibt ‚Himmelsgeherin‘ lediglich die tibetische Bezeichnung mkha’-'gro-ma wieder. Die Sanskritbezeichnung dakini hingegen steht in etymologischer Verbindung mit ‚herbeirufen‘ und ‚trommeln‘. Was wiederum zu der heute weitgehend akzeptierten These passt, dass den dakinis ursprünglich tatsächlich real existierende Wesen zugrunde lagen - nämlich Schamaninnen. Darauf deutet auch die enge Verbindung der dakinis mit der Verwirklichung von siddhis, yogischen ‚Wunderkräften‘. In den Quellen taucht der Begriff im übrigen nicht vor dem 4. Jhdt. unserer Zeitrechnung auf.

Devas‘ hingegen, Dein zweiter ‚Beleg‘, reicht in vedische, sogar in indoiranische Zeiten zurück. Devas sind schlicht die Götter des vedischen Pantheons und - darauf zurückgehend - auch des hinduistischen. Hier wiederum sind Ähnlichkeiten nicht zu übersehen. Allerdings nicht mit ‚Engeln‘, sondern mit den Götterwelten anderer Kulturen mit indoeuropäischen Wurzeln. Die indischen devas mit Engeln zu identifizieren ist in etwa so einleuchtend, als dies mit den germanischen Asen oder den olympischen Göttern zu tun.

Allenfalls wären - wenn man Engeln eine Stellung zwischen Menschen und Göttern zuschreibt und nun nach einem indischen Analogon sucht - die apsaras und gandharvas einen näheren Blick wert. Immerhin wohnen apsaras im ‚Himmel‘ (des deva Indra) und gandharvas sind notorische Musikanten, was einen natürlich gleich an Harfe und Psalter schlagende Engel gemahnt … :wink:.

Bei näherer Betrachtung aber zeigt sich, dass auch diese Klassen von Wesen, die wir schon in den vedischen Texten finden, auf allgemein indoeuropäische Vorstellungen von Naturgeistern zurückgehen, insbesondere von Wasser- und Windgeistern. Eine Verwandtschaft besteht hier z.B. zu den römischen Genii oder den griechischen Nymphen. Grundsätzlich haben auch diese Vorstellungen von Naturgeistern schamanische Wurzeln. Also - auch mit der vorgeblichen Verwandtschaft zwischen indischen und nahöstlichen Vorstellungen ist es nicht allzuweit her.

Freundliche Grüße,
Ralf

Dämonologien in allen Religionen
Hi,

In allen Weltreligionen finden sich Berichte über
übermenschliche Wesen, die unter verschiedenen Namen dargestellt werden

Zunächst einmal: „Nicht-menschliche Wesen“ finden sich nicht nur in den Mythologien und (vor allem) in den Dämonologien (so nennt man das Gebiet der Religionswissenschaften, die sich mit eben diesen Gestalten befaßt) der vier oder fünf Religionen, von denen hier meist die Rede ist, sondern in allen religiösen Denksystemen, von denen es Hunderte gibt und gab.

Und „nicht-menschlich“ wäre auch schon das einzige Attribut, was diese Gestalten in den Religionen „gemeinsam“ haben. Nichts, aber auch gar nichts sonst. Insbesondere hat der Ausdruck „Lichtwesen“ da nichts zu suchen, denn mit Licht haben sie fast ausnahmslos weder inhaltlich, noch in der „Konsistenz“ etwas zu tun.

Sie gehören als eine Komponente zu dem umfangreichen Bestand an Grundbestimungen, die überhaupt den Begriff „Religionen“ fundieren.

Nebenbei bemerkt:
Andere solcher Grundbestimmungen sind z.B. die generelle Unterschiedung des „Heiligen“ und des „Profanen“ und des „tremendum“ und „fascinosum“. Darüber wurde ja kürzlich erst hier gesprochen:
/t/unreine-tiere–2/4738018/3
Außerdem besonders erwähneswert ist eine erstaunliche Übereinstimmung in der Logik von (ebenfalls in einer großen Anzahl vorhandenen) kosmogonischen Mythen nachzuweisen.

Die Frage ist also berechtigt, ob
Wesenheiten, von denen in so unterschiedlichen und in Raum und
Zeit verstreuten metaphysischen Systemen die Rede ist

Metaphysische Systeme?? Das ist etwas völlig anderes. DU meinst wohl kaum die Ideenlehre Platons? Die System-Metaphysik von Descartes und Spinoza? Die Wissenschaft der Logik Hegels?

Was du meinst, sind religiöse Konzepionen. Die haben aber mit Metaphysik nichts zu tun.

Über deinen Irrtum bezüglich devas und dakinis haben dich pendragon und Ralf bereits aufgeklärt. In einer noch nicht ganz verstandenen Gegenbewegung gegen die altindischen Religionen haben sich die altiranischen entwickelt, die großenteil das gleiche Vokabular in dieser Hinsicht haben (Awesta, bzw. und Zaraθuŝtra): Hier sind devas im Gegensatz zu den vedischen Gestalten „bösewollend“. Und viele andere Wesen existieren dort, die sehr verschiedenen gute („sp.nta“) und üble („aŋra“) Funktionen haben, deren „Gestalt“ aber gar nicht beschrieben wird, weil es überhaupt nicht in den Sinn kam, ihnen eine solche zuzuordnen.

Was die jüdische Tradition angeht, darf man nicht übersehen, daß auch hier die disbezüglichen Konzeptionen über beinahe 2000 Jahre eine Entwicklung durchgemacht haben: Die Kabbala ist recht jung und sie hat mit den nachexilischen Vorstellungen nicht mehr viel gemeinsam, denn sie sind Synkretismen aus sehr vielen andern mediterranen Überlieferungen.

Außerdem sind auch die frühisraelitischen Zeugnisse, sofern sie im Tanach belegt sind, über die verschiedenen Textepochen nicht einheitlich: Die älteren Belege im Tanach über die mal’akim bezeichnen sinnliche, menschliche Erscheinungsformen des Gottes selbst, sie sind noch nicht, wie später, „Boten“, die Anweisungen oder Mitteilungen an die Menschen weitergeben. Aber auch unter den späteren, die dann griechisch mit „aggeloi“ (Boten) bezeichnet wurden, sind nur wenige, die auch nur annähernd etwas mit den „Flügelwesen in weißen Gewändern“ zu tun haben, wie das, was man sich heutzutage populär (durch die europäische Kunstgeschichte vermittelt) unter einem „Engel“ vorstellt.

Diese Flügelwesen überhaupt kamen erst in die israelitisch/jüdische Tradition durch Synkretismen mit babylonischen und assyrischen, später persischen Vorstellungen, die sich dann in jüdischen und später auch in christlichen (nach-neutestamentlichen) Traditionen fortsetzten. Die eigene frühere israelitische Dämonologie enthält ganz andere Gestalten.

Vor allem über die Wesen mit negativer, dem Menschen Schaden zufügender Konnotation findest du einiges im FAQ:1518 und über die christlichen Varianten siehe [die Dämonen der Synoptiker]:
/t/daemonen-im-markusevangelium/3506576/3

Die eklatanten Unterschiede der „nicht-menschlichen“ Gestalten in den unzähligen religiösen Konzepten kommen daher, daß sie religionshistorisch ganz unterschiedliche Ursprünge haben: In Bergreligionen, die in der Regel eine besonders facettenreiche Dämonologie aufweisen (z.B.Himalaya, Kaukasus, Balkan, Zagros- und Taurusgebirge usw.) bilden sich ganz andere Vorstellungen, als in Steppenkulturen (Transural, Sibirien, Australien) und Waldkulturen (Zentalafrika, Nordamerika, Mesopotamien), und in nomadischen Jägerkulturen wieder ganz andere als in Ackerbaukulturen. Ganz einfach schon deshalb, weil sie jeweils ganz andere Funktionen in den archaischen Psychologien zu erfüllen haben. Siehe dazu den Artikel [Archaische Psychologien]:
/t/daemonen-im-markusevangelium/3506576/10

Allein die nicht-menschlichen Gestalten innerhalb eines einzelnen kulturell kohärenten Gebietes finden sich unmöglich vergleichbare Konzeptionen. DU wirst sicher Schwierigkeiten haben, zwischen den alten griechischen Wald- und Berggeistern (die Gnomoi), und den Titanen, Kyklopen, Erinyen der dorischen Epoche, und weiter den Mousai, den Hesperiden, den Gorgonen der klassischen Epoche irgendeinen Fetzen an ähnlichkeit zu finden :smile: Aber alle die sind „übermenschliche Wesen“ - von „Lichtgestalten“ keine Spur.

Die eklatanten Unterschiede dieser Vorstellungen rekurrieren aus den verschiedenen historischen Ursprüngen der Religionen selbst: 1. Ahnenkult, 2. Totenkult, 3. Sexualität, 4. Naturwesen, 5. ökonomische Bedingungen des Lebensraumes und andere Inhalte sind unterschiedliche Quellen der allmählichen Ausbildung von Götterbegriffen, die alle eine Mannigfaltigkeit dämonologischer Gestalten hervorbrachten. Synkretismen und kulturelle Überlagerungen führen zu Götterpantheons und dann auch zu Göttergenealogien.

Wenn dann Götterbegriffe einmal herauskristallisiert sind, bleiben die ursprünglichen Gestalten als „Zwischenwesen“ verschiedener Funktionen im Mythenbestand erhalten. In vielen Berg- und Steppenkulturen (Jäger und Nomaden) wiederum wurden gar keine Gestalten ausgebildet, die man unter den Begriff „Götter“ fassen kann. Dort bleiben sie das, was sie eh waren: Die nicht materiell faßbaren, „guten“ und „bösen“ Kräfte des Lebensraumes.

Desweiteren darf man nicht vergessen, daß viele der nicht-materiellen Wesen parallel zur Ausbildung von Seelenbegriffen „erfunden“ wurden. Daher spielen sie ja auch ihre Hauptrolle vorwiegend im psychischen Geschehen des Menschen. Siehe dazu den Artikel [Seelenbegriffe - religionshistorisch]:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

mehr als nur einen mythologischen Status haben.

An dieser Frage erkennt man, daß du den „mythologischen Status“ in antiken Religionen enorm unterschätzt. Du kannst dich ja mal bei Völkern Zentralafrikas, Australiens, Sibiriens oder Nordamerkas erkundigen, ob ihre Dämonen „real“ seien oder „nur“ vorgestellt. Was glaubst du, wie die Antwort aussähe? *lächel*

Völker, die nicht den aus der langen und sehr komplexen europäischen Philosophiegeschichte basierenden Begriff „Realität“ bzw. „Existenz“ haben (der letzlich dann auch zu unserem heutigen Begriff physikalischer Realität führte), werden sicher über so eine Zweifelsfrage lächeln.

Gruß
Metapher

Dakinis
Moin Ralf

Deine ‚Belege‘ aus dem indischen Kulturraum vor:
deva und dakini. Zu
dakini hat pendragon ja schon einiges
geschrieben. Ich möchte noch hinzufügen, dass Dein
Missverständnis bzgl. dakini möglicherweise
von der gelegentlich zu findenden deutschen Wiedergabe des
Begriffs herrührt: ‚Himmelsgeherin‘. Da kann man sich nun
natürlich fliegende Englein darunter vorstellen - nur gibt
‚Himmelsgeherin‘ lediglich die tibetische Bezeichnung
mkha’-'gro-ma wieder. Die
Sanskritbezeichnung dakini hingegen steht
in etymologischer Verbindung mit ‚herbeirufen‘ und ‚trommeln‘.
Was wiederum zu der heute weitgehend akzeptierten These passt,
dass den dakinis ursprünglich tatsächlich
real existierende Wesen zugrunde lagen - nämlich Schamaninnen.
Darauf deutet auch die enge Verbindung der
dakinis mit der Verwirklichung von
siddhis, yogischen ‚Wunderkräften‘. In den
Quellen taucht der Begriff im übrigen nicht vor dem 4. Jhdt.
unserer Zeitrechnung auf.

Da würde ich gerne mal nachfragen, welche Quelle du hast. Für einen Buddhismuskundler ist insbesondere die Übersetzung der buddhistischen Quellen ins Tibetische ja hochinteressant, da die Übersetzung ziemlich gut das buddhistische Verständnis um das 9. Jhd. herum widerspiegelt. Die Übersetzer haben damals (im Grunde nicht anders als heute) versucht, den Sinn einer Bezeichnung ins Tibetische zu transportieren. Im Fall von Khandroma als Bezeichnung für eine weibliche Person, die im Raum (im tibetischen Buddhismus immer auch ein Synonym für die Leerheit) „wandelt“ (also dort quasi zu hause ist), wäre dies für eine weibliche Person, welche die Leerheit „erfahren“ hat, somit im buddhistischen Kontext schlüssig. Dafür spricht auch die allgemeine Darstellung der Weisheit (im buddhistischen Sinn als Erkenntnis der Leerheit) durch weibliche Personen. Somit ist für mich die tibetsich/buddhistische Khandroma in ihrer Symbolik und Funktion etc. eigentlich klar.

Nicht ganz klar ist mir hingegen die Verbindung zum Sanskritwort „Dakini“. Ich war bislang davon ausgegangen, dass „Dakini“ übersetzt ebenfalls sowas wie Himmelswandlerin heißt und somit bereits im indischen Buddhismus die gleiche Symbolik und Funktion hatte, wie später im tibetsichen Buddhismus. Jetzt habe ich durch weitere Suche hingegen Hinweise darauf gefunden, dass Dakinis mit der Gottheit Kali in Zusammenhang stehen, bzw. dein Hinweis weiter oben, dass er sich auf Schamaninnen bezieht (die Herleitung dafür vom Sanskritwort „dakini“ die du oben anführst mit „herbeirufen“ oder „trommeln“ und somit die Weiterverbindung zur Schamanin konnte ich jedoch nirgends finden.)

Tatsächlich kenne ich die Dakinis (obwohl ein Sanskrit-Wort) auch nur aus dem tibetsichen Buddhismus. Hast du vielleicht einen Textbeleg, wo Dakinis in einem buddhistischen Sanskrit-Text vorkommen? Mit scheinen die Dakinis eher ihren Ursprung im tantrischen System zu haben, da würde dann aber dein Verweis auf „Schamaninnen“ nicht reinpassen. Andererseits, wenn die Herleitung eher von den Frauen, die die Weisheit realisiert haben, kommt, könnte das schon passen. Es wäre also für mich schon wichtig zu klären, was der Sanskrit-Begriff „Dakini“ in vorbuddhistischer Zeit eigentlich genau bezeichnet hat.

herzlichen Gruß
Marion

Moin Marion,

Da würde ich gerne mal nachfragen, welche Quelle du hast.

leider keine Originalquelle - wie Du weisst, sind Dakinis nicht gerade meine Spielgefährtinnen :wink:. Meine Angaben stammen aus Damien Keowns Lexikon (vgl. http://www.reinerjungnitsch.de/keown-buddhismus.pdf), das leider keine Quellen angibt. Keown hat jedoch zumindest - ebenso wie sein deutscher Übersetzer Karl-Heinz Golzio - ein durchaus vertrauenerweckendes akademisches standing.

Zur Datierung - im Monier-Williams wird Dakini als „a female imp attending (feeding on human flesh)“ definiert, wobei als Belegquelle das Bhagavata Purana angegeben wird. Zeitlich haut das in etwa hin.

Des weiteren findet sich für ‚Da‘ u.a. „a kind of drum“ (Horace H. Wilson). Irgendwelche Bezüge zu ‚fliegen‘, ‚gehen‘ oder ‚Himmel‘ konnte ich nicht feststellen. Von Sanskrit-Etymologie habe ich freilich auch keine Ahnung …

Zu den sonstigen Angaben - etymologische Ableitung von ‚herbeirufen‘ und der Verweis auf schamanische Wurzel - kann ich dem Hinweis auf Keowns Lexikon leider nichts weiter hinzufügen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Fragestellung völlig falsch verstanden
Hi.

Weder Art, noch Wesen, Aussehen oder Funktion von Dakinis im
Sinn des tibetischen Buddhismus dürften dem eines „Engels“ der
drei abendländischen Monos nahe kommen.

Es geht um die Frage, ob es relevante Gemeinsamkeiten zwischen gewissen Wesen gibt, die in den Weltreligionen geschildert werden, und NICHT darum, ob sich alle diese Wesen auf das Schema der christlichen Engel-Gestalt reduzieren lassen. Das habe ich in der Fragestellung doch klar ausgedrückt - ich sprach von Lichtwesen, nicht von Engeln.

Es geht also um die Frage, ob ein kleinster gemeinsamer Nenner all dieser Gestalten besteht, der darauf hinweisen könnte, dass cum grano salis solche Gestalten, in welcher Form auch immer, wirklich existieren.

Dass die Dakinis eine sehr spezielle Variante bilden, ist auch in meiner Darstellung unschwer erkennbar. Ich habe sie definitiv als „wild“ und „enthemmt“ beschrieben, das sollte doch für eine Fragestellung, die das Thema anschneiden möchte, reichen. Im übrigen ist die Engel-Darstellung im zitierten AT-Text auch nicht gerade die von zartbesaiteten „Engelein“.

Dass z.T. erhebliche Unterschiede in der Beschreibung bestehen, steht schon in meinem Posting. Warum reibt man mir also die Unterschiede unter die Nase, auf die ich doch selbst sehr deutlich hingewiesen habe?

Somit spielt es nicht mal innerhalb
der tibetisch/buddhistischen Lehre eine Rolle, ob der Status
von Dakinis ein irgendwie „realer“ ist, was auch immer du
darunter verstehst.

Nun, die Definition von Dakini im Tibetanischen Totenbuch (Walter-Verlag) klingt da etwas anders: „ein weibliches Wesen, das mit übernatürlichen Kräften begabt ist, in feenhafter (sic! also doch nicht nur wild) wie dämonischer Form erscheinen kann, an geweihten wie an verrufenen Stätten (Leichenverbrennungsplätzen) verweilend; Inspirationskraft der Meditierenden usw.“ (S. 328)

Unter einem bestimmten Aspekt gelten sie also, dieser Quelle nach, doch als real. Ob der andere, der Inspirationsaspekt, nur metaphorisch ist, wie du annimmst, geht daraus nicht hervor. Das ist eine mögliche Interpretation. Du siehst diese Gestalten also als etwas Mythologisches.

ich gehe jedenfalls davon aus, dass ein Angehöriger der drei
Monos den Anblick einer eindeutig nackten und weiblichen
Gestalt, die häufig mit Tierköpfen, Schädelschale voll Blut,
Dolchen etc. dargestellt wird, eher nicht mit dem Begriff
„Engel“ in Verbindung bringt :smile:

Na und? Darum geht es ja auch nicht. Es geht um die evtl. Gemeinsamkeiten, NICHT um die Unterschiede, wie gesagt. Die von dir beschriebenen Merkmale sind mir bekannt, ich habe sie mit „wild und enthemmt“ ja auch angedeutet. Hast du das überlesen?

Die Gleichsetzung von Himmel mit Leerheit dürfte in diesem
Zusammenhang bei einem Gottgläubigen auch auf wenig
Begeisterung stoßen.

Du pochst wieder auf die Unterschiede, sieht aber nicht die Gemeinsamkeiten. Dakinis vermitteln zwischen (buddhistischer) höchster Wirklichkeit und dem Schüler des Wegs. „Engel“ (zur Vorsicht nur noch in Fragezeichen gesetzt, da ich sonst permanent missverstanden werde, und das auch noch als Contra-Christ) sind ebenfalls Vermittler zwischen der (christlichen) höchsten Wirklichkeit (Gott) und den Menschen.

Ursprünglich sollen Dakinis real-menschliche indische Schamaninnen gewesen sein, der Begriff wurde dann auf überirdische Gestalten, real oder nicht, transponiert (Keown, Lexikon des Buddhismus, 59).

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang allerdings die
fortgesetzten Versuche von Angehörigen des
christlich/westlichen Kulturkreises, buddhistische Symbolik,
Mystik etc. mehr schlecht als recht in „bekannte“ Schemata (in
diesem Fall „Engel“) zu pressen, vermutlich in der Hoffnung,
dass der Buddhismus dadurch für sie etwas verständlicher wird.

Mamma mia, wie kannst du so etwas an meine Adresse schreiben? Du hast meine Fragestellung absolut nicht verstanden. Begründung: siehe oben.

Mit Hoffnung auf sachlicheren Dialog grüßt dich

Horst

Es geht um Lichtwesen, nicht um ‚Engel‘
Hi.

… ist es naheliegend und vor
allem einem religionswissenschaftlichen
Ansatz entsprechend, zunächst einmal zu untersuchen, ob diesen
Vorstellungen gemeinsame geistesgeschichtliche Wurzeln
zugrunde liegen (und nicht real
existierende Wesen).

(am Rande: Dass dir das Thema eso-verdächtig erscheinen würde, hatte ich vorausgesehen - siehe deine Re weiter unten, aber es ist nun mal ein religiöses Motiv, das die Eso nur übernommen hat)

Ich habe meine Fragestellung, was scheinbar nötig war, in der Re an Marion verdeutlicht, obwohl sie eigentlich klar genug war: gibt es einen gemeinsamen Nenner, der auf einen evtl. realen Status, wie auch immer, hindeuten könnte?

Marions Irrtum, mir die Engel-Metaphorik als Basis meiner Vorstellungen zu unterstellen, übernimmst du eins zu eins. Mir unverständlich. Geht das irgendwie aus dem Posting hervor, außer vielleicht der unglücklichen Formulierung, Dakinis seien eine „Entsprechung“ zu „Engel“? Ich meinte damit keine eins-zu-eins-Entsprechung, sondern eine grundsätzliche, aber sehr generelle Ähnlichkeit, die auf ebenjenen Gemeinsamkeiten beruht, deren Vorhandensein ich behaupte:

All diese Gestalten haben übermenschliche Fähigkeiten, existieren jenseits von Raum und Zeit (expliziert relativiert bei den Devas, die sterblich sind) und haben irgendwie eine Mittlerposition zwischen der höchsten Wirklichkeit und dem Menschen. Zudem sind sie Licht-Gestalten, sie leuchten (bei den Dakinis ist dieses Merkmal weniger ausgeprägt). Deva heißt zu deutsch schließlich „strahlend“. Gerade dieses Merkmal haben auch die christlichen usw. Engel-Gestalten. Insofern sind die Devas mit diesen besser vergleichbar als mit jenen „musikalischen“ Figuren, die du ironisch mit „harfespielenden Engelein“ in Bezug setzt.

Das geht leider lichtjahreweit an meiner Argumentation vorbei. Ich schrieb schließlich von LICHTWESEN, wie erinnerlich.

Was nun Hinduismus und Buddhismus angeht, so liegt hier
ebenfalls eine gemeinsame Wurzel (der Brahmanismus) vor

Das ist mir bekannt. Bekannt ist auch, dass die frühen Brahmanen sehr freizügig mit bewusstseinserweiternden Substanzen experimentierten und dabei in visionäre Dimensionen vorstießen. Ohne diese Basis gäbe es auch keinen Buddhismus. Die Frage ist also, ob besagte Lichtwesen evtl. im Kontext dieser Bewusstseins-Reisen erfahren wurden, genauer: waren sie rein metaphorische Visualisierungen oder Realerfahrungen (die in der Beschreibung nachträglich ausgeschmückt wurden)?

… bleiben also bei genauerer Betrachtung der von Dir
vorgebrachten Beispiele nur zwei geographisch relativ kleine
Gebiete, in denen solche angeblich vergleichbaren
Vorstellungen entstanden sind - ob sie tatsächlich
vergleichbar sind, bliebe erst noch zu zeigen.

Dass alles mal klein anfängt, ist klar.

…nehmen wir uns
Deine ‚Belege‘ aus dem indischen Kulturraum vor:
deva und dakini. Zu
dakini hat pendragon ja schon einiges
geschrieben.

Wobei ich systematisch missverstanden wurde.

Ich möchte noch hinzufügen, dass Dein
Missverständnis bzgl. dakini möglicherweise
von der gelegentlich zu findenden deutschen Wiedergabe des
Begriffs herrührt: ‚Himmelsgeherin‘.

Siehe meine Re an Marion. Meine Fragestellung wurde einfach nur selektiv gelesen.

Da kann man sich nun
natürlich fliegende Englein darunter vorstellen

Ich schrieb von Wild und Enthemmt. Was um Buddhas Willen hat das mit Engelein zu tun?

Die indischen devas mit Engeln zu
identifizieren ist in etwa so einleuchtend, als dies mit den
germanischen Asen oder den olympischen Göttern zu tun.

Wieder ein gravierendes Missverständnis meiner Fragestellung. Es geht doch nicht um „Identifizieren“. Es geht um den kleinsten gemeinsamen Nenner.

Ebenfalls mit Hoffnung auf sachlicheren Dialog grüßt dich

Horst

Buddhistische und christliche Zitate zum Thema
Hi Ralf.

Hier noch nachgereicht einige Zitate zum Thema:

"Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helles glattes Kupfer und seine Rede war wie ein großes Brausen…“ Daniel 10,5 -12

Nicht gerade harfenspielende Engelein. Um solche Engeln aber geht es mir. Wie auch nachfolgend:

„Als der Heilige (Franz von Assisi) eines Morgens … betet, sieht er einen Seraph mit sechs feurigen leuchtenden Flügeln vom Himmel herabschweben.“ (Krauss, Kleines Lexikon der Engel, 153)

„Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie die Fackeln flammten…“ (Ezechiel 1, 12)

Buddha wiederum charakterisiert die Devas wie folgt:

„… unter den Göttern der unbeschränkten Freude … unter den Göttern der Brahmawelt … unter den Glänzenden Göttern … unter den Hellerglänzenden Göttern … unter den Unermesslichstrahlenden Göttern … unter den Strahlengewordenen Göttern …“(Buddha, Mittlere Sammlung, Zweites Buch der Paare, 289)

Parallelen sind doch unübersehbar - es geht in beiden Fällen um Lichtwesen.

Gruß

Das transzendente Licht ist kein Mythos
Hi.

Zunächst einmal: „Nicht-menschliche Wesen“ finden sich nicht
nur in den Mythologien und (vor allem) in den Dämonologien (so
nennt man das Gebiet der Religionswissenschaften, …
Insbesondere hat der Ausdruck „Lichtwesen“ da nichts zu
suchen, denn mit Licht haben sie fast ausnahmslos weder
inhaltlich, noch in der „Konsistenz“ etwas zu tun.

Dagegen spricht einiges, ich wiederhole hier die Zitate, die ich auch schon an Ralf gerichtet habe:

Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helles glattes Kupfer und seine Rede war wie ein großes Brausen…“ Daniel 10,5 -12

„Als der Heilige (Franz von Assisi) eines Morgens … betet, sieht er einen Seraph mit sechs feurigen leuchtenden Flügeln vom Himmel herabschweben.“ (Krauss, Kleines Lexikon der Engel, 153)

„Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie die Fackeln flammten…“ (Ezechiel 1, 12)

Hier Buddhas Beschreibung der Devas:

„… unter den Göttern der unbeschränkten Freude … unter den Göttern der Brahmawelt … unter den Glänzenden Göttern … unter den Hellerglänzenden Göttern … unter den Unermesslichstrahlenden Göttern … unter den Strahlengewordenen Göttern …“(Buddha, Mittlere Sammlung, Zweites Buch der Paare, 289)

Die Frage ist also berechtigt, ob
Wesenheiten, von denen in so unterschiedlichen und in Raum und
Zeit verstreuten metaphysischen Systemen die Rede ist

Metaphysische Systeme?? Das ist etwas völlig anderes. DU
meinst wohl kaum die Ideenlehre Platons? Die System-Metaphysik
von Descartes und Spinoza? Die Wissenschaft der Logik Hegels?

Ich will einem Philosophieprofi gegenüber nicht vorlaut erscheinen, möchte aber darauf hinweisen, dass Theologie ein Bereich der Metaphysik ist:

„Metaphysik zerfällt in die Lehre vom Seienden selbst (Ontologie) …usw… und von der Existenz und dem Wesen Gottes (Theologie)“ (Philosophisches Wörterbuch, Kröner-Verlag, 478)

Ich bin so frei, auch andere religiöse Systeme in dieses Feld einzuordnen.

Platon wurde, wie du weißt, auch von religiösen Vorstellungen, d.h. vom Orphismus, beeinflusst. Er soll auch Teilnehmer bei den Eleusinischen Mysterien gewesen sein. Seine ungeschriebene Lehre steht wohl damit im Zusammenhang.

Über deinen Irrtum bezüglich devas und
dakinis haben dich pendragon und Ralf
bereits aufgeklärt.

Ich habe mich dagegen verwahrt, wie nachzulesen ist.

Die eklatanten Unterschiede der „nicht-menschlichen“ Gestalten
in den unzähligen religiösen Konzepten kommen daher, daß sie
religionshistorisch ganz unterschiedliche Ursprünge haben: …

Nun, die Unterschiede, die wenigstens du sachlich zur Sprache bringst, liegen auf der Hand. Bekanntlich sehen 5 Zeugen einen Verkehrsunfall immer in 5 Versionen. Das heißt aber nicht, dass der Verkehrsunfall selbst eine Halluzination ist. Diesen kleinsten gemeinsamen Nenner will ich einkreisen, und die Licht-Natur der besagten Wesen scheint mir der beste Ansatzpunkt dafür.

Allein die nicht-menschlichen Gestalten innerhalb eines
einzelnen kulturell kohärenten Gebietes finden sich unmöglich
vergleichbare Konzeptionen. … Aber alle die sind
„übermenschliche Wesen“ - von „Lichtgestalten“ keine Spur.

Klaro. Ich thematisiere aber genau diese - und habe ausreichend Belege angeführt.

Die eklatanten Unterschiede dieser Vorstellungen rekurrieren
aus den verschiedenen historischen Ursprüngen der Religionen
selbst: 1. Ahnenkult, 2. Totenkult, 3. Sexualität, 4.
Naturwesen, 5. ökonomische Bedingungen des Lebensraumes und
andere Inhalte sind unterschiedliche Quellen der allmählichen
Ausbildung von Götterbegriffen, die alle eine Mannigfaltigkeit
dämonologischer Gestalten hervorbrachten.

Sehr wohl. Ich beharre aber darauf, dass die Lichtnatur besagter Gestalten eine erstaunliche Gemeinsamkeit bildet. Bekanntlich gibt es ja die sog. Lichtmetaphysik. Beispiele Philon, Augustinus, Bonaventura, Freimauer, Illuminaten usw. Das weist, nicht anders als die Schilderungen von Devas, Engeln usw. auf die Lichtnatur der überirdischen „wahreren“ Wirklichkeit hin. Schon der Begriff der Erleuchtung zeigt das.

…darf man nicht vergessen, daß viele der
nicht-materiellen Wesen parallel zur Ausbildung von
Seelenbegriffen „erfunden“ wurden.

Viele - du sagst nicht: alle.

An dieser Frage erkennt man, daß du den „mythologischen
Status“ in antiken Religionen enorm unterschätzt.

Ich weiß nicht, ob ich diese Bemerkung richtig verstehe. Ich habe jedenfalls diese Sichtweise - die Gestalten sind nur mythisch - klar zur Diskussion gestellt. Wie kann ich also sie unterschätzen, wenn sie eine weithin akzeptierte Konvention ist? Mir geht es aber darum, diese Konvention in Frage zu stellen. Die Argumente habe ich genannt. Cum grano salis weist einiges auf die Existenz der Lichtwesen hin.

Nur das will ich zur Diskussion stellen, tut ja sonst keiner (in einem Sinne, der die partikularen Vorstellungen der einzelnen Religionen überschreitet).l

Gruß

Horst

Moin,

Es geht um die Frage, ob es relevante Gemeinsamkeiten zwischen
gewissen Wesen gibt, die in den Weltreligionen geschildert
werden,

ach so. Na dann: Nein, es gibt meines Erachtens keine relevanten Gemeinsamkeiten zwischen Dakinis und den Wesen, die in den drei monotheistischen Religionen Judentum/Christentum/Islam geschildert werden.

Es geht also um die Frage, ob ein kleinster gemeinsamer Nenner
all dieser Gestalten besteht, der darauf hinweisen könnte,
dass cum grano salis solche Gestalten, in welcher Form auch
immer, wirklich existieren.

Diese Frage würde ich verneinen. Zum einen sehe ich keinen kleinsten gemeinsamen Nenner, der z.B. größer Wäre als der gemeinsame Nenner zwischen Engeln und Klabautermännern, zum anderen solltest du mal spezifizieren, was du in diesem Zusammenhang als „wirklich existieren“ beschreibst.

Wenn jemand ein großer Fan von Superman ist, und vor einer schwierigen Prüfung steht, und sich nun vorstellt, dass Superman die ganze Zeit nehmen ihm steht, und diese Vorstellung ihn nachweislich (z.B. durch Messung von Körperfunktionen) beruhigt. Ist dies nun ein Hinweis darauf, dass Superman tatsächlich existiert?

Somit spielt es nicht mal innerhalb
der tibetisch/buddhistischen Lehre eine Rolle, ob der Status
von Dakinis ein irgendwie „realer“ ist, was auch immer du
darunter verstehst.

Nun, die Definition von Dakini im Tibetanischen Totenbuch
(Walter-Verlag) klingt da etwas anders: „ein weibliches Wesen,
das mit übernatürlichen Kräften begabt ist, in feenhafter
(sic! also doch nicht nur wild) wie dämonischer Form
erscheinen kann, an geweihten wie an verrufenen Stätten
(Leichenverbrennungsplätzen) verweilend; Inspirationskraft der
Meditierenden usw.“ (S. 328)

Das klingt meiner Meinung nach überhaupt nicht anders. Soll ich dir mal ein paar Beschreibungen von Superman liefern?

Unter einem bestimmten Aspekt gelten sie also, dieser Quelle
nach, doch als real. Ob der andere, der Inspirationsaspekt,
nur metaphorisch ist, wie du annimmst, geht daraus nicht
hervor. Das ist eine mögliche Interpretation.

Es ist auch eine mögliche Interpretation, wenn jemand ein Rascheln so interpretiert, dass er meint, Superman schleicht durchs Gebüsch. Mit einem Nachweis von „wirklicher Existenz“ hat das nun rein gar nichts zutun.

Du siehst diese
Gestalten also als etwas Mythologisches.

Nein. Dakinis oder Khandroma sind im tibetischen Buddhismus nichts Mythologisches.

Na und? Darum geht es ja auch nicht. Es geht um die evtl.
Gemeinsamkeiten, NICHT um die Unterschiede, wie gesagt.

Nur hast du bislang noch keine Gemeinsamkeiten genannt und ich, die zumindest mit den Dakinis oder Khandromas im tibetsichen Buddhismus vertraut bin sehe auch keine.

Du pochst wieder auf die Unterschiede, sieht aber nicht die
Gemeinsamkeiten. Dakinis vermitteln zwischen (buddhistischer)
höchster Wirklichkeit und dem Schüler des Wegs.

Das macht auch jeder buddhistische Lehrer.

Ursprünglich sollen Dakinis real-menschliche indische
Schamaninnen gewesen sein, der Begriff wurde dann auf
überirdische Gestalten, real oder nicht, transponiert (Keown,
Lexikon des Buddhismus, 59).

Selbst wenn das stimmen würde (wobei du aus dem Dialog zwischen mit und Ralf sicher erkennen kannst, dass die Aussage nicht unumstritten sein dürfte), würde dies deine Idee einer „minimalen Gemeinsamkeit“ ebenfalls widerlegen, dann Schamaninnen waren, wie du je selbst schon schreibst, sehr real-menschliche Wesen, nix mit Lichtkörper etc.

Gruß
Marion

Heaven!
Hi,

Insbesondere hat der Ausdruck „Lichtwesen“ da nichts zu
suchen, denn mit Licht haben sie fast ausnahmslos weder
inhaltlich, noch in der „Konsistenz“
etwas zu tun.

Dagegen spricht einiges, ich wiederhole hier die Zitate

Ich markiere oben nochmal FETT, was ich schon schrieb. Es ging mir um den unsinnigen, aus moderner Eintopf-Esoterik stammenden Ausdruck „Lichtwesen“. Du müßtest denn mal ein einziges Wesen aus irgendeiner Literatur heranschaffen, das diesem Ausdruck adäquat ist. Und das heißt: Entweder müßte seine Funktion darin bestehen, Licht zu bringen (und da dürfte es schwer sein, außer dem italisch/etruskischen luciferus einen zu benennen), oder es besteht aus Licht (und ein solches Wesen finde ich meinerseits aus einem Überblick über ca 200 religiöse Systeme nicht).

Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein
Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße
wie helles glattes Kupfer und seine Rede war wie ein großes Brausen…“ Daniel 10,5 -12

Ja, ok, eine ekstatisch-visionöre Beschreibung, wie sie sich in der apokalyptischen Literatur zwischen 150. v.u.Z. und 150 n.u.Z. findet. Wo ist da ein Lichtwesen beschrieben?

„Als der Heilige (Franz von Assisi) eines Morgens … betet,
sieht er einen Seraph mit sechs feurigen leuchtenden Flügeln
vom Himmel herabschweben.“ (Krauss, Kleines Lexikon der Engel,153)

Das stammt aus der Biografie des Bonaventura über Franziskus. Diese ekstatische „Vision“ (wenn Franz sie denn tatsächlich hatte) greigt ebenfalls auf die apokalyptische Literatur zurück - hier speziell auf die des NT. Was haben feurige Flügel mit „Lichtwesen“ zu tun?

Und zwischendurch mal bemerkt: Wo hast du etwas auch nur annähernd Vergleichbares über die dakini gefunden? Diese stammen unrsprünglich aus dem vorindogermanischen Yoga, der sehr eng verwandt ist mit Formen des nordostasiatischen Schamanismus. In beiden Strömungen tauchen diese Wesen als Inhalte schamanischer Initiationsträume auf. Auch in der späteren Adaption des Yoga im Buddhismus (speziell im tibetischen, wo sie eine ganz andere Rolle spielen, wie pendragon schon erklärte), haben sie keinerlei Eigenschaften, die sie als „Lichtwesen“ charakterisieren.

Daß die Dakini-Vorstellungen auf eine frühere Rolle als Schamaninnen zurückgehen, mußich btw. aus meiner Kenntnis des Schamanismus energisch bestreiten: Es sind Bestandteile der schamanischen Initiation und genausowenig real, wie, daß der Initiand als Knochenhaufen vom Himmel fällt.

„Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie die
Fackeln flammten…“ (Ezechiel 1, 12)

Das ist nun leider schlichtweg falsch übersetzt. Richtig:
„Inmitten(sic!) der Lebewesen schien es wie feurige Glut von Kohlen, wie wenn Fackeln zwischen den Wesen hin und her wechseln, und Helligkeit (ging hervor) aus dem Feuer, und von dem Feuer gingen Blitze aus.“

Leider ein schlechtes Beispiel. Zumal die kerubim (um einen solchen handelt es sich hier),keinerlei assoziation mit Licht haben. Auch die Seraphim,von denen es nur eine einzige Beschreibung im Tanach gibt, nämlich in Jesaja 6,1-4, haben nichts mitLicht zu tun.

Hier Buddhas Beschreibung der Devas:

Die deva hat der Buddhismus ebenfalls aus den brahmanistischen resp. vedischen Konzeptionen übernommen. Ralf schrieb schon darüber. Sie haben definitiv nichts mit Licht zu tun, auch wenn ihre Bezeichnung - etymologisch verwandt mit deus (Gott), Zeus, dies (Tag) usw. - ins Wortfeld „taghell“ und „himmlisch“ fällt.

Ich will einem Philosophieprofi gegenüber nicht vorlaut
erscheinen, möchte aber darauf hinweisen, dass Theologie ein
Bereich der Metaphysik ist

*smile*, ja, nur hat die „Theologie“, die nach der aristotelischen Grundbestimmung ein Teil der Metaphysik ist, mit ganz anderen Grundfragen zu tun, als die. die du hier meinst. Hier bewegen wir uns in der Dämonologie und Mythologie, die ein Teil der Religionswissenschaften sind. Sie haben mit Metaphysik nichts zu tun. Der Laie gebraucht diesen Ausdruck jedoch gerne im Sinne von „jenseits des Verstandes“, was dann auch wohl stimmt, wie man meist sieht - nur ist die Metaphysik grob gesagt, genau das Gegenteil davon.

Ich bin so frei, auch andere religiöse Systeme in dieses Feld einzuordnen.

Und von „religiösen Systemen“ ist dort ebenfalls nicht die Rede. Aber das ist eh ganz und gar offtopic hier.

Über deinen Irrtum bezüglich devas und
dakinis haben dich pendragon und Ralf bereits aufgeklärt.

Ich habe mich dagegen verwahrt, wie nachzulesen ist.

Es bleibt nur die Frage: Wenn du dich nicht aufklären läßtüber die Irrtümer deinerseits, warum fragst du dann überhaupt?

Bekanntlich sehen 5 Zeugen einen
Verkehrsunfall immer in 5 Versionen. Das heißt aber nicht,
dass der Verkehrsunfall selbst eine Halluzination ist. Diesen
kleinsten gemeinsamen Nenner will ich einkreisen, und die
Licht-Natur der besagten Wesen scheint mir der beste Ansatzpunkt dafür.

Von Halluzinationen ist allerdings weder in der Dämonologie, noch in der Mythologie die Rede. Und worin der kleinste gemeinsame Nenner einzigundallein besteht, habe ich dir erklärt. Es handelt sich um nicht-menschliche Wesen. Es gibt keinerlei sonstige durchgehende Ähnlichkeit.

Allein die nicht-menschlichen Gestalten innerhalb eines
einzelnen kulturell kohärenten Gebietes finden sich unmöglich
vergleichbare Konzeptionen. … Aber alle die sind
„übermenschliche Wesen“ - von „Lichtgestalten“ keine Spur.

Klaro. Ich thematisiere aber genau diese - und habe
ausreichend Belege angeführt.

Nicht einen einzigen Beleg hast du angeführt …

Sehr wohl. Ich beharre aber darauf, dass die Lichtnatur
besagter Gestalten eine erstaunliche Gemeinsamkeit bildet.

… auch wenn du es noch zigmal wiederholst.

Bekanntlich gibt es ja die sog. Lichtmetaphysik.

Au weia. Heavens! Nun auch noch dies!
Siehst du, das ist genau eins der Merkmale, die das auszeichnen, was sich heutzutage „Esoterik“ nennt: Alles in einen Topf, gut umrühren, und dann darus Schlüsse ziehen.

…darf man nicht vergessen, daß viele der
nicht-materiellen Wesen parallel zur Ausbildung von
Seelenbegriffen „erfunden“ wurden.

Viele - du sagst nicht: alle.

Richtig. Die dakini zum Beispiel und die mal’akim jhwh des Tanach zum Beispiel nicht.

An dieser Frage erkennt man, daß du den „mythologischen
Status“ in antiken Religionen enorm unterschätzt.

Ich weiß nicht, ob ich diese Bemerkung richtig verstehe. Ich
habe jedenfalls diese Sichtweise - die Gestalten sind nur
mythisch - klar zur Diskussion gestellt. Wie kann ich also sie
unterschätzen, wenn sie eine weithin akzeptierte Konvention ist?

Nein, hast du nicht richtig verstanden. Für das mythische Denken sind diese Gestalten real. Und erst recht für Epochen der Geistesgeschichte, in denen eine Unterschiedung zwischen mythisch-real und physikalisch-real noch gar nicht möglich war. Dennoch kommt der altaische Schamane aus dem Initiationtraum nicht „real“ als Knochenhaufen vom Himmel gefallen, und der nordindische Schamane klettert nicht „real“ an einem Seil in den Himmel - denn dann könnten wir die Satellitentechnologie ziemlich vereinfachen.

Und der Schamane, der auf dem Regenbogen mit einem Dämon kämpft, um die von diesem gefangene, zwischen den Farben des Regenbogen eingeklemmte Seele des Kranken zu befreien, kommt nicht mit „realen“ Bißwunden ins Zelt zurück. Auch wenn es vorkommt, daß er einem Herzkasper erliegt bei dieser Prozedur.

Wer mythische Realität und physikalische Realität nicht unterschieden kann, sollte sich also bei diesen Fragestellungen auf erhebliche Verwirrungen gefaßt machen.

Gruß
Metapher

5 Like

Moin Ralf,

leider keine Originalquelle - wie Du weisst, sind Dakinis
nicht gerade meine Spielgefährtinnen :wink:

Noch nie auf einem Friedhof meditiert? :smile:

Zur Datierung - im Monier-Williams wird Dakini als „a female
imp attending (feeding on human flesh)“ definiert, wobei als
Belegquelle das Bhagavata Purana angegeben wird. Zeitlich haut
das in etwa hin.

Des weiteren findet sich für ‚Da‘ u.a. „a kind of drum“
(Horace H. Wilson). Irgendwelche Bezüge zu ‚fliegen‘, ‚gehen‘
oder ‚Himmel‘ konnte ich nicht feststellen. Von
Sanskrit-Etymologie habe ich freilich auch keine Ahnung …

Zu den sonstigen Angaben - etymologische Ableitung von
‚herbeirufen‘ und der Verweis auf schamanische Wurzel - kann
ich dem Hinweis auf Keowns Lexikon leider nichts weiter
hinzufügen.

Hmmhmmm…
Ich hab mir deine erste Aussage nochmal genauer angeschaut, nämlich:

Die Sanskritbezeichnung dakini hingegen steht in etymologischer Verbindung mit ‚herbeirufen‘ und ‚trommeln‘. Was wiederum zu der heute weitgehend akzeptierten These passt, dass den dakinis ursprünglich tatsächlich real existierende Wesen zugrunde lagen - nämlich Schamaninnen. Darauf deutet auch die enge Verbindung der dakinis mit der Verwirklichung von siddhis, yogischen ‚Wunderkräften‘. In den Quellen taucht der Begriff im übrigen nicht vor dem 4. Jhdt. unserer Zeitrechnung auf.

Der Verweis auf die siddhis war ein guter Hinweis, dem ich mal nachgegangen bin. Im Buch „Die Bildsprache des Buddhismus“ von Gabriele Seitz gibt es auch ein kurzes Kapitel über Dakinis. Sie schreibt dort auf Seite 224 ebenfalls, dass die Dakinis in den Sadhanas der Mahasiddha (indische tantrische Meister) eine Rolle spielen und dass ihre Herkunft vermutlich im kaschmirischen Swatttal liegt. Siehe da, dies ist zufällig auch die Heimat des Mahasiddha Padmasambhava (http://de.wikipedia.org/wiki/Padmasambhava), der den Buddhismus in Tibet begründet hat. Und es kommt noch besser: Die Löwenköpfige Dakini „Simhamukha“ gilt als Manifestation von Padmasambhava. Und jetzt schau mal, was ich bei Sinhamuka gefunden habe: http://en.wikipedia.org/wiki/Simhamukha

Mir scheint es somit als sehr wahrscheinlich, dass die Dakinis über die tantrischen Systeme (zunächst im tantrischen Hinduismus, dann tantrischen Buddhismus) den Sprung vom Hinduismus in den Buddhismus gemacht haben. Das würde auch erklären, warum die Dakinis im tantrischen Buddhismus so eine wichtige Rolle spielen, in allen anderen buddhistischen Schulen (meines Wissens) aber eher nicht.

Die „Schamaninnen“ passen mir da immer noch nicht so recht rein. Das von dir oben genannte Bhagavata Purana ist ja nun eine ausgesprochen Hinduistische Quelle. Gibt es dort Schamaninnen? Was mag ein Hindu im 4. Jhd. unter einer „Schamanin“ verstanden haben?

Gruß
Marion

Moin Marion,

Noch nie auf einem Friedhof meditiert? :smile:

nicht direkt, aber hier: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/919067 im Rahmen eines ‚Zazenkai der Erinnerung und Versöhnung‘. Auf dem zugehörigen Friedhof fand dann eine Widmungszeremonie statt.

Die „Schamaninnen“ passen mir da immer noch nicht so recht
rein. Das von dir oben genannte Bhagavata Purana ist ja nun
eine ausgesprochen Hinduistische Quelle. Gibt es dort
Schamaninnen? Was mag ein Hindu im 4. Jhd. unter einer
„Schamanin“ verstanden haben?

Wie schon gesagt konnte ich nicht nachvollziehen, auf welche Literatur sich Keown mit seiner Angabe bezieht. Der Schlüssel scheint mir hier in ihrer ursprünglichen Verbindung mit Kali zu liegen. Kali scheint mir nicht ausschließlich auf die vedische Raatri zurückzugehen, Einflüsse auf die Herausbildung dieser Göttin aus indischen schamanischen (Adivasi-)Religionen heraus halte ich für durchaus wahrscheinlich. Wenn dieser postulierte Nicht-Hindu Anteil der Kali die Muttergöttin einer (oder verschiedener) Adivasi-Kulturen, so ist eine ‚Begleitung‘ durch weibliche Schamanen durchaus plausibel.

Aber das ist jetzt nur mal so von mir spekuliert - das genauer zu untersuchen und zu begründen, würde einiges an intensiver Recherche erfordern.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Metapher,
danke und * für die ausführliche Antwort an Horst, die mir die Mühe einer eigenen Antwort erspart.

Freundliche Grüße,
Ralf

Devas vs. Engel - ein Vergleich
Hi Marion.

Nein, es gibt meines Erachtens keine relevanten Gemeinsamkeiten zwischen Dakinis und den Wesen, die in den drei monotheistischen Religionen Judentum/Christentum/Islam geschildert werden.

Danke für die höfliche Antwort. Mittlerweile bin ich zu der Einsicht gekommen, dass die Erwähnung der Dakinis zwar den Wert hatte, zwischen dir und Ralf eine diesbezügliche Debatte auslösen, darüber hinaus aber für das Thema „Lichtwesen“ wenig relevant ist. Ich konzentriere mich also auf die Frage der Gemeinsamkeiten von Devas und Engeln. Da allerdings kann man sehr viel fündiger werden.

Es geht also um die Frage, ob ein kleinster gemeinsamer Nenner all dieser Gestalten besteht, …

Diese Frage würde ich verneinen. Zum einen sehe ich keinen kleinsten gemeinsamen Nenner, …, zum anderen solltest du mal spezifizieren, was du in diesem Zusammenhang als „wirklich existieren“ beschreibst.

Ich sag´s ungern, aber ich habe den Eindruck (und den kann ich easy belegen), dass weder du noch Ralf einen Begriff von christlichen usw. Engeln hast, der über Kitschpostkarten-Motive hinausgeht. Sorry für diese deutlichen Worte. Ich habe mich definitiv auf Engel-Schilderungen bezogen, die diese Gestalten, mythisch oder nicht, als etwas Großartiges, Rätselhaftes, Erschreckendes usw. schildern. Einige in einem Extraposting aufgeführte Zitate („Material zum Thema Lichtwesen aus Christentum, Islam u.a.“) bringen diese Merkmale zum Ausdruck.

Ihr macht euch einfach zu wenig Mühe - und das ist bei Religionsexperten verwunderlich - mal HINTER das Klischee von „Engelein“ zu blicken, das sich durch die neuzeitliche Malerei usw. im öffentlichen Bewusstsein herausgebildet hat. In den Schilderungen der religiösen Traditionen haben die Engel-Gestalten eine völlig andere Natur – nichts von Kitsch und süßen Putten.

Wenn ihr dieses Trivialklischee einfach in meine Darstellungen hineinprojiziert, MÜSSEN wir ja aneinander vorbeireden. Dieser Fehler geht aber nicht auf meine Kappe.

Sieh also bitte in das oben erwähnte Posting hinein, da findest du in Beispielen zusammengefasst, welches Kaliber die Engel (mythisch oder nicht) wirklich haben.

Was die DEVAS betrifft, nun, die sind, nicht anders als die Engel (nur noch klarer), ganz eindeutig durch ihre strahlende Natur mit-bestimmt (schon das Wort Deva – leuchten, strahlen – zeigt das). Das Buddha-Zitat über die strahlenden Götter spricht ebenfalls ein klare Sprache. Buddha erwähnt die Devas öfters in seinen Reden, und an keiner Stelle ist ersichtlich, dass er sie nur für mythische Figuren hält – für ihn scheinen sie den Status realer Wesen zu haben. Wäre das anders und dienten diese Redestellen nur dazu, den unwissenden Zuhörern metaphorisch einen Begriff von der Herrlichkeit höherer Seinsbereiche zu liefern, nun, dann wären die hymnischen Steigerungen im zitierten Text aus der Mittleren Sammlung schon eine groteske Form der Marktschreierei. Das wollen wir Buddha doch nicht unterstellen.

Ich gehe also davon aus, dass Buddha von der Realität der Devas überzeugt war.

Du bist gerne eingeladen, das zu widerlegen oder zu relativieren. Wäre aber ein Dilemma für dich: entweder Buddha gibt – gemäß den überlieferten Texten – ein peinliches Beispiel für religiöse Rhetorik, oder er bezieht sich auf Realitäten, die du nicht anerkennen willst (zumindest vermeidest du das Thema „Devas“).

Such´s dir aus.

Vergleichen wir jetzt besagte Merkmale von Engeln und Devas, dann ist eine sehr wichtige Gemeinsamkeit unübersehbar: ihre LEUCHTKRAFT ist das wichtigste Charakteristikum ihrer Erscheinung. Mehrere Quellen betonen auch die enorme GRÖSSE einerseits von Engeln, andererseits von Devas. Zudem existieren, den traditionellen Quellen nach, beide „Gattungen“ in höheren Sphären, die ebenfalls ein hohes Maß an Gemeinsamkeit haben: es sind Sphären der „Seligkeit“ und des „Lichts“. Beide sind Lichtwesen, die in einer Dimension des Lichts existieren.

Natürlich gibt es auch Unterschiede, und die habe ich schon mehrmals zur Sprache gebracht. Devas sind sterblich, Engel dem Vernehmen nach nicht. Devas haben wenig Eignung, Menschen als spirituelle Inspiration zu dienen, bei Engeln soll das, nach christlichen Kriterien, anders sein.

Diese und andere Unterschiede sind aber meines Erachtens zweitrangig. Fakt ist, dass in den asiatischen wie in den abendländisch-orientalischen Traditionen von mächtigen Lichtwesen die Rede ist, die der Wahrnehmung durch Menschen unter bestimmten Umständen zugänglich sind. Das ist eine bedeutsame Übereinstimmung und ausreichender Anlass für die Frage nach der Seinsweise (real oder virtuell) dieser Wesen. Ich betone nochmals, dass Buddha die Devas für real zu halten scheint. Ich denke, das ist ein gewichtiges Argument.

Ich persönlich habe mich für die Antwort noch nicht entschieden. Es geht in meiner Fragestellung nur um eine Hypothese, für die das Für und Wider abzuwägen ist. Keinen anderen Sinn sollte sie haben. Nebenbei hat sich herausgestellt, dass ich einige religionswissenschaftliche Cracks dieses Forums mit der Fragestellung offensichtlich auf dem linken Fuß erwischt habe – zumindest was ihre Vorstellungen von Engeln betrifft. Sorry dafür.

Dein Superman-Beispiel kann ich nicht ernst nehmen. So führt man keine sinnvolle Debatte.

Würde mich aber freuen, wenn du sie sinnvoll fortführst, vielleicht mit mehr Konzentration auf das Deva-Thema, das du noch gar nicht berührt hast.

Gruß

Horst

PS. Aus Zeitgründen antworte ich Metapher erst morgen.

Material zum Thema aus Christentum, Islam usw.
CHRISTENTUM:

2 Mose 3, 2: „Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch.“

„Diesen erschien ein Engel des Herrn; ein göttlicher Lichtglanz umfing sie, und sie fürchteten sich sehr“ (Lukas, 2, 9)

"Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helles glattes Kupfer und seine Rede war wie ein großes Brausen…“ Daniel 10,5 -12

„Als der Heilige (Franz von Assisi) eines Morgens … betet, sieht er einen Seraph mit sechs feurigen leuchtenden Flügeln vom Himmel herabschweben.“ (Krauss, Kleines Lexikon der Engel, 153)

„Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie die Fackeln flammten…“ (Ezechiel 1, 12)

KABBALISTISCHES JUDENTUM:

„Die Sefirot (Energiefelder, H.Tr.) ließen sich … als spirituelle Transformatoren verstehen, die nach und nach die grenzenlose Strahlkraft des Schöpfers drosseln, bis sie uns in einer erträglichen Intensität in der Malkut (materielle Welt, H.Tr.) erreichen“ (Berg, Licht der Kabbala, 24)

ISLAM:

„Der ontologische Status eines Wesen hängt von dem Maße ab, in dem es erleuchtet oder verhüllt ist. Das Licht strahlt durch senkrechte und waagrechte Ordnungen von Engeln, die wohldefinierten Beziehungen zueinander stehen… Die Erzengel sind im Orient (sharq) lokalisiert, der als die Welt des reinen Lichts ohne jede Materie aufgefasst wird.“ (Schimmel, Mystische Dimensionen des Islam, 370-71)

HINDUISMUS:

„Dort leuchtet nicht die Sonne, auch nicht der Mond, nach Stern, noch Blitzstrahl, noch auf Erden entzündete Feuer. Der Herr ist das von allem reflektierte Licht. Leuchten des Herrn – und alles leuchtet nach ihm.“ (Mundaka-Upanishad, 2, 10)

BUDDHISMUS:

„… unter den Göttern der unbeschränkten Freude … unter den Göttern der Brahmawelt … unter den Glänzenden Göttern … unter den Hellerglänzenden Göttern … unter den Unermesslichstrahlenden Göttern … unter den Strahlengewordenen Göttern …“(Buddha, Mittlere Sammlung, Zweites Buch der Paare, 289)

Unbelehrbarkeitsdemonstration
Deine Selbstgespräche in allen Ehren. Aber diese sinnentleerte Zitatzusammenstellung, nachdem dir zu jedem bereits von drei Sachkundigen ausführlich geantwortet wurde, beweist, daß du hier nicht postest, um Antworten zu bekommen. Antworten hast du in ausführlichster Form bekommen, deine „Argumente“ wurden alle korrigiert bzw. widerlegt. Keine einzige Antwort hast du wahrgenommen, sondern lediglich deine Besserwissenshalluzination demonstriert. Damit ist diese Unterhaltung beendet, denn für Fässer ohne Boden stellt hier niemand sein Fachwissen kostenlos zur Verfügung.

„Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie die Fackeln flammten…“ (Ezechiel 1, 12)

Da ich dir bereits erklärt habe, daß diese Übersetzung definitiv FALSCH ist, beweist du, daß es absolut sinnlos ist, mit dir zu reden, weil du nicht liest, was man dir schreibt.

KABBALISTISCHES JUDENTUM:

*gg* Allein diese Wortkomposition zeigt, daß du keinerlei Ahnung hast, wovon du redest.

„Die Sefirot (Energiefelder, H.Tr.)

Das ist esoterischer, willkürlicher Nonsense. Sephiroth, ספירות, heißt „die Ziffern“. Was dieser Begriff in der Kabbala aber bedeutet, erkläre ich dir nicht, weil du nicht bereit bist, Erklärungen anzunehmen.

… Malkut (materielle Welt, H.Tr.)

Desgleichen ignoranter, willkürlicher Nonsense. Malkuth, מלכות, heißt Königreich.

Das wars meinerseits.

Metapher

4 Like