Hallo Immo!
Danke erstmal für Deine Rückmeldung, die mich doch stutzig gemacht hat. Ich habe nochmal nachgesehen und bin zum Schluss gekommen, das die community im german board eine solches statement sicher nicht grundweg discarded hätte. Möglicherweise hätte es eine Diskussion initiert, aber die gabe es schonmal:
/t/sinn-machen-wirklich-ein-anglizismus/4232952
/t/macht-das-sinn/2790990
Andere Quellen stimmen damit überein:
http://www.deutschesprache-schweresprache.de/sinnmac…
http://www.iaas.uni-bremen.de/sprachblog/2007/10/01/…
Es stand so wohl auch in den Zwiebelfisch-Kolumnen:
http://www.seiberler.org/zwiebelfisch.htm
http://www.nichts-macht-sinn.de/
Ein Forumsteilnehmer in http://www.korrekturen.de/forum/index.cgi/read/3048 bringt es IMHO gut auf den Punkt. Auf die Frage „Ist die Verwendung von „etwas macht Sinn“ hoffähig?“ antwortet er:
_Es kommt darauf an, was du unter „hoffähig“ verstehst. Wenn du damit die so genannte Standardsprache oder Schriftsprache meinst, dann lautet die Antwort klar nein. Das deutsche Universalwörterbuch aus dem Dudenverlag kennzeichnet diese Floskel als „umgangssprachlich“ und verweist auch auf den englischen Ursprung:
etw. macht [k]einen S. (ugs.; etw. ergibt [k]einen Sinn, ist [nicht] verständlich, sinnvoll; nach engl. something makes sense)
Bei der Verwendung von Formulierungen musst du auch beim Bundeskanzler unterscheiden, ob er diese in der freien Rede gebraucht oder ob es sich um eine offizielle schriftliche Verlautbarung handelt: Im letzteren Fall wirst du eine solche Formulierung, soweit der Text ordentlich lektoriert wurde, vermutlich nicht finden.
„This makes sense“ bedeutet übrigens gar nicht „das ergibt Sinn“, sondern müsste eher mit „das ist vernünftig“ übersetzt werden. Aber so etwas wird nun einmal immer wieder in die deutsche Sprache gespült, hauptsächlich durch schlampige Synchronisationen englischsprachiger Spielfilme._
Zunächst ist die Wendung „das macht Sinn“ nämlich schon bei
Lessing belegt, der sich ganz sicher nicht vom Englischen hat
beeinflussen lassen. (Das Werk weiß ich jetzt nicht auswendig,
da müsstest Du noch mal im Deutschbrett nachfragen.)
Der künstlerische Umgang mit Sprache muss nicht die Grundlage standardsprachlicher Regelungen sein.
Als nächstes stimmt dann auch mit einer Begründung etwas
nicht, denn „machen“ ist nicht in jedem Kontext Synonym für
„herstellen“: Wenn Du ein Nickerchen machst, produzierst Du es
nicht. Wenn Du blau machst, stellst Du auch keine Farben her.
Und „Kleider machen Leute“ lässt sich auch nicht als „Kleider
erzeugen Leute“ übersetzen. (Was wäre in diesem Zusammenhang
ein „gemachter Mann“?)
Das sind alles umganssprachliche Redewendungen. Da habe ich nix dagegen. „Das macht Sinn“ ist m.W. (noch) keine Redewendung. In einem Deutsch-Aufsatz wäre das schlicht ein schlechter Stil. Je nach Kontext wäre auch die Verwendung anderer der o.g. Redensarten stilistisch unangebracht.
Drittens haben „Sinn machen“, „Sinn ergeben“ und „sinnvoll
sein“ geringfügig unterschiedliche Bedeutungen (jeweils einen
Beispielsatz zu finden, wo die anderen Varianten nicht passen,
überlasse ich Dir).
Da bin ich auf die Quellen gespannt.
Schließlich ist auch eine Lehnübersetzung aus dem Englischen
(selbst wenn’s eine wäre) nicht sofort falsch.
Naja, selbst als Lehnübersetzung müsste es „Das mach Vernunft“ und nicht „das macht Sinn“ heißen… oder?
Selbst das
Perfekt der Verben ist nur als Lehnübersetzung aus dem
Lateinischen entstanden, hat aber längst begonnen (sic!), das
Präteritum zu verdrängen. Es sollte mich wundern, wenn „Sinn
machen“ noch nicht oder nur als umgangssprachlich im Duden
verzeichnet wäre.
Dann wundere Dich
Ich bin mir der Plastizität von Sprache bewusst, auch ihrer künstlerischen Gestaltbarkeit und ihrer reichhaltigen lokalen und umganssprachlichen Variationen. Alles gut. Doch trotzdem: In einem Deutsch-Aufsatz muss man aufpassen und - sofern vom Lehrer nicht anders gewollt (was ja auch sein kann) - lieber die Standardsprache verwenden.
Liebe Grüße,
Jochen