Christentum als Hort der Demokratie?
Hallo Andreas,
Meine These bezieht sich darauf, dass alles, was wir heute als
westliche Errungenschaften betrachten (Rechtsstaat,
Demokratie, Menschenrechte) auf christlichen Grundlagen und
auch durch Abarbeiten am Christentum geschaffen wurde. Auch
die europäische Aufklärung ist ja ohne das Christentum nicht
denkbar.
Ist das nicht ein sehr konstruierter Ansatz? Wie kannst du die Grenze beim Christentum setzen? Mit dem gleichen ‚Recht‘ kann man sagen 'alles was wir heute als…wäre ohne die Evolution, ohne die Formung unseres Sonnensystems, ohne … nicht möglich gewesen.
Und wie Bellawa schon gesagt hat, hat Demokratie nun wirklich nichts mit Christentum zu tun. Die christliche Kirche war vor allem und durch die Jahrhunderte ein Instrument zur Machtausübung. Vieles Weiterentwicklungen, in so gut wie jedem Gebiet wurden (und werden) von der Kirche eher behindert als gefördert. Forschung ja - solange das raus kommt was den Autoritätsanspruch zementiert.
Viele, in der Antike schon bekannte Tatsachen wurden im Christentum wieder ‚vergessen‘, z.B. durfte bei der Geburt kein Arzt anwesend sein - was in Griechenland normal war, wurden/werden die Geburtsschmerzen als notwendige Folge der Erbsünde (von der Frau verursacht) stilisiert: "Die Strafen, welche die Sünde nach sich zieht, die Geburtsschmerzen…, sind auch Heilmittel, die die schlimmen Folgen der Sünde in Grenzen halten (Katechismus 1609(Nr. nicht Jahr)). Noch 1951 wehrte sich die kath. Kirche gegen die Anästhesie bei gebärenden Frauen.
Papst JPII spricht im ‚Mulieris Dignitatem‘ (19) vom „Vermächtnis der Erbsünde“ danach sind Geburtswehen, aber auch gesellschaftliche Diskriminierung (MD10) als natürliche und notwendige Folgen der Erbsünde zu betrachten. Doch die Frau hat eine Würde (sic! keine Seele). Zu finden im „biblischen Urbild“ dort findet sich die "Würde und Berufung der Frau…und was an ihnen unwandelbar und immer aktuell ist " (MD30)
Du bist Historiker? Dann kennst du ja Deschner - nehme ich an…? Und ich brauche dich hier nicht weiter mit Zitaten zu ermüden.
Oder anders gewendet: nennt mir eine nicht-christliche Kultur,
die Rechtsstaat und Demokratie OHNE Einfluss (das kann
manchmal auch Knechtung durch Kolonialismus sein!)
europäischer Mächte erreicht hat.
Da wurde ja schon einiges genannt. Da du Historiker bist - schau dir doch die Geschichte an - auf ihre Art ging es bei den Römern ebenfalls ‚demokratisch‘ zu.
Und was das ‚Menschenbild‘ anbetrifft - wird nicht andersherum ein Schuh draus? Die Christentum Gründer und vor ihnen andere die Religion als Machtmittel gebrauchten, bedienten sich Anlagen, die Menschen dank ihrer Gehirnentwicklung erworben hatten. Selbsterkenntnis, Reflexion, Mitgefühl, und natürlich der Angst vor dem Tod.
Kannst du mir eine Stelle in der Bibel oder in einem beliebigen Text der kath. (oder ev.) Kirche nennen, wo der Frau eine Seele zugesprochen wird? Wegen mir auch eine männliche.
Gruß…lux