Theodizee

Gerne hätte ich gewusst, wie die Theodizee (Rechtfertigung Gottes betr. Leiden in dieser Welt) zu Katastrophen wie z.B. neulich in Italien Stellung nimmt.

Mit Dank und Gruss: harta

Hi,

deine Frage wird wohl wieder eine Kategorienverwechslung
sein:

/t/getaufte-atheisten/582203/63

oder habe ich das falsch verstanden?

Gruß
Fips

DasTheodizee-Problem
Hi Fips,

deine Frage wird wohl wieder eine Kategorienverwechslung sein:

/t/getaufte-atheisten/582203/63

nett, daß du auf diesen Artikel von mir verweist. Diese Einstellung würde ich auch heute wortwörtlich wiederholen: Es begegen mir immer wieder Christgläubige (auch ehemals unter meinen Theologiestudenten), die am Theodizee-Problem nicht ins Schwitzen kommen. Ich antworte ihnen gerne immer wieder mit dem - meiner Meinung nach - provokativsten Satz des gesamten Neuen Testamentes:

Joh.1.3: " Alles ist durch ihn geworden, und nichts , was geworden, wurde ohne ihn"
wobei ich die korrektere Übersetzung bevorzuge: „… nichts, was geworden, wurde außerhalb seiner“. Denn darin liegt die geistesgeschichtlich erstmalige Formulierung eines absoluten Gottes: Es gibt kein „außerhalb“ dieses Gottes.

Weiteres zur Erläuterung des Theodizee-Problems ist hier nachzulesen:

Die zwei Formulierungen des Problems:
/t/die-theodizee-frage/598541/50

Zur Geschichte der Fragestellung:
/t/die-theodizee-frage/598541/7

Voraussetzungen, die bei der Probelmstellung zu machen sind:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

oder habe ich das falsch verstanden?

Naja, es ist in diesem Fall keine Kategorienverwechslung. Nur halt, daß das Problem, das seine Geschichte von der Schrift „Hiob“ des AT, über Epikur:

„Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht, oder er kann es und will es nicht, oder er kann es nicht und will es nicht, oder er kann es und will es“

bis zu Leibniz, der ihm den Namen „Theodizee“ gab:

„Wieso gibt es das Übel in der Welt, wenn Gott gut ist?“

eben keine Antwort ist, sondern eine Fragestellung. Und zwar eine Fragestellung, an der, btw., niemand vorbeikommt, und zu der jeder Lösungsversuch problematisch ist.

Gruß
Metapher

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L’Aquila und alles das
Hi harta,

Gerne hätte ich gewusst, wie die Theodizee … zu Katastrophen wie z.B. neulich in Italien Stellung nimmt.

Ich würde Winnenden usw. als Beispiel mit dazunehmen. Und die vermeintlich „kleineren“, unter den Wohnzimmerteppich gekehrten Katastrophen in einer unübersehbaren Anzahl von Familien ebenfalls. Über die berichtet nur keiner. Und btw: L’Aquila ist nicht „neulich“, sondern aktuell.

Aber zur Info: Die Theodizee, genauer: das _Theodizee- Problem _, nimmt nicht „Stellung“ zu Katastrophen: Es gibt keine Antwort , sondern es ist vielmehr die Fragestellung. Genau diejenige, die du vermutlich auch im Sinn hast. Einige Ausführungen dazu siehe
unten meine Antwort an Fips:

/t/theodizee–4/5115354/3

Gruß
Metapher

Hi Metapher,

deine Frage wird wohl wieder eine Kategorienverwechslung sein:

Naja, es ist in diesem Fall keine Kategorienverwechslung.

dabei dachte ich eher an den naturwissenschaftlichen Aspekt
eines Erdbebens vs dem „mythischen“ Theodizee-Problem.

Nachdem ich Dawkins gelesen habe, versuche ich deine
Ausführungen unten (Mythen etc.) zu verstehen. Was nicht
ganz einfach ist für einen Laien oder wie nanntest du Dawkins,
einen Dilletanten. Wenn dieser ein Dilletant, zumindest
religionshistorisch ist, dann möchte ich besser nicht
wissen, wie du mich bezeichnen würdest.
Aber Hand aufs Herz, obwohl ich doch eher Rationalist bin,
versuche ich ernsthaft andere Weltbilder zu verstehen.

Gruß
Fips

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Hallo Harta,

Gerne hätte ich gewusst, wie die Theodizee (Rechtfertigung
Gottes betr. Leiden in dieser Welt) zu Katastrophen wie z.B.
neulich in Italien Stellung nimmt.

zuerst ein Zitat eines evang.Theologen:
…der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß:
…„Ehrliche Theologie gesteht ein, dass es auf die Frage nach dem Sinn
…des Leidens keine Antwort gibt. Wer sie trotzdem versucht, setzt nur
…Irrlichter auf.
Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen.
Trotzdem wird dieses Problem immer wieder die Menschen auch in ihrem
persönlichen (und vor allem dort) Verhältnis zu Gott beschäftigen.
Auf die Wichtigtuer welche aus diesem Problem eine „Nichtexistenz“
Gottes postulieren wollen will ich hier garnicht abheben.
Auch die unzähligen Relativierungen der „Allmacht“, Liebe und Güte
Gottes (eines Gottes) können nie das „in UNS“ angesiedelte Problem
befriedigend erklären oder gar lösen.
Eine „Antwort“, welche gegeben wird,sagt, daß es anmaßend von uns
Menschen ist, Gott „Eigenschaften“ zuzuweisen nach unserem Maßstab
und unserer Begrenzung und ihn daran zu messen.
Auch in der Bibel wird gefordert „Du sollst Dir kein Bildnis von
Gott machen“
Die Auslegung dafür, dies nur auf gegenständliche Abbilder zu beziehen
ist eigentlich sehr verkürzt.
Wenn die Atheisten behaupten, die Menschen haben sich ihren Gott
(ihre Götter) selbst gemacht - so haben sie garnicht so unrecht.
Wir haben uns - gegen die Aufforderung wie sie (auch)in der Bibel
eingebracht ist ein (oder mehrere) Gottesbild gemacht.
Dieses Gottesbild läßt nach unserem (sehr beschränkten)Verständnis
des SEINS Leid nicht zu, nicht wenn ein Gott IST.

Aussagen in der Botschaft von Jesus dazu:
„Niemand kennt den Vater (Gott) außer der Sohn“(Jesus, der Gesandte)

Wir aber wollen genau wissen wie Gott auszusehen (zu sein) hat.
Wir wollen bestimmen wie das SEIN zu funktionieren hat.

Nach dem „Gleichnis“ der Genesis kam die „Sünde“ durch das Greifen
nach der Frucht der Erkenntnis in die Welt.
Doch dies war nicht der Beweggrund „des Menschen“, Erkenntnis zu
erlangen, er wollte sein wie Gott.

Ein Mythos, welcher im Zusammenhang mit dem Theodizee-Problem
besinnlich machen sollte.

Ich werde auch nicht versuchen, dem „Sinn“ des Leidens eine
Zuordnung zu geben.
Ich habe nur versucht unsere Beschränkung - in jeder Hinsicht -
in Erinnerung zu bringen.
Gruß VIKTOR

Antwortversuche
Auch wenn es DIE Antwort nicht geben mag, so gibt es doch Antwortversuche. Keiner allerdings, der nicht ohne Haken und Ösen wäre:

Leid als Versuchung/Test : Wie im Hiobbuch dient Leid dazu, einen Menschen auf seinen Glauben hin zu testen. Bleibt die Frage, warum sollte Gott das tun?

Leid als Kontrast zu Gottes Gnade : Nur wer weiß, was Dunkelheit ist, kann das Licht würdigen. Also muß ein Mensch leiden, damit er Gottes Gnade so richtig erkennen kann (wer nicht krankt ist, den kann Gott auch nicht heilen). Aber was für ein Gott wäre das, der so etwas nötig hätte?

Leid als Strafe Gottes : Leid wird als Gottes Strafe für Sünden gesehen. Deshalb sind Heilungen Jesu häufig mit der Vergebung verbunden. Sprüche wie „Kleine Sünden straft der liebe Gott sofort“ deuten an, wie verwurzelt diese Annahme auch heute noch in der Volksfrömmigkeit ist. Der Haken: Jesus stellt selber klar, daß Leid keine Strafe Gottes ist (Lk 13,4).

Leid als Konsequenz menschlichen Tuns : Der Mensch ist - im Gegensatz zum Tier - nicht instinktgesteuert und weiß um Gut und Böse. Wenn er sich dennoch falsch verhält (z.B. ein Verbrechen begeht oder Häuser gegen die Bauvorschriften baut, die bei Erdbeben einstürzen wie Kartenhäuser), dann ist das daraus kommende Leid nicht Gottes Tun, sondern die Folge menschlichen Tuns, das Gott lediglich zuläßt. Bleibt die Frage, warum Gott dem Menschen überhaupt diese Option gewährt - und warum er dabei auch unschuldige Menschen leiden läßt; und warum überhaupt das Erdbeben?

Leid vor dem Hintergrund des ewigen Lebens : In Anbetracht des Glaubens, daß das irdische Leben nur ein kurzes Vorspiel des ewigen Lebens bei Gott ist - und daß es dort für die, die hier kurze Zeit Leid ertragen mußten, einen entsprechenden, ewigen Ausgleich geben wird, verliert das Leid seinen Schrecken. Doch die Frage bleibt, warum Gott einen solchen Weg gehen sollte.

Der unverständige, menschliche Geist : Der Mensch kann mit seiner Vernunft nicht alles erfassen - Gott nicht, und somit auch nicht die Frage nach dem Leid. Auch ein Kind versteht nicht, warum der Arzt ihm wehtut. Doch die Impfung ist letztlich gut. Wer so argumentiert, entzieht sich jeder logischer Nachfrage. Aber eine befriedigende Antwort gibt er dennoch nicht.

Wie gesagt, das sind mögliche, bekannte Antwortversuche auf eine Frage, auf die wir zur Zeit keine wirklich überzeugende Antwort haben.

Gruß, Martinus…

Hallo Martinus,
ich weiß, du hast nur eine Aufzählung geliefert und nirgends gesagt, dass du selbst eine dieser Ansichten vertrittst.
Aber vor dem Elend eines einzigen verhungernden Kindes in Afrika, finde ich diese Erklärungen alle so abscheulich (mir fallen ein paar andere Worte ein, die ich aber nicht schreiben möchte), dass meine sofortige Reaktion auf jede dieser Erklärungen ist: gegen einen solchen Gott, wenn es ihn denn wirklich gäbe, kann man sich nur auflehnen, denn er ist ein Charakterschwein.

Gruß
Elke

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Hallo Viktor,

Wenn die Atheisten behaupten, die Menschen haben sich ihren
Gott
(ihre Götter) selbst gemacht - so haben sie garnicht so
unrecht.
Wir haben uns - gegen die Aufforderung wie sie (auch)in der
Bibel
eingebracht ist ein (oder mehrere) Gottesbild gemacht.

kann man denn überhaupt an etwas glauben, von dem man
sich kein Bild machen kann/darf?

Gruß
Fips

Wobei ich in diesem Punkt in der Tat fragen würde, wer hier das Charakterschwein ist - und meine Antwort würde wohl eher ausfallen: Warum soll Gott die Schuld tragen, wenn (wir) Menschen (im Europäischen Wohlstand) am Hungertod schuld sind? Machen wir es uns da nicht ein wenig leicht, wenn wir die Schuld auf Gott abwälzen? So nach dem Motto - ich tue was ich will, und wenn ich jemandem schade und Gott das nicht richtet, dann ist er ein Schuft?

Davon abgesehen geht die christliche Glaubensvorstellung von einem Leben nach dem Tod aus. Und vor diesem Hintergrund ist das Sterben an sich nicht mehr das schlimmste Leiden. Die Trauer der Hinterbliebenen richtet sich (theoretisch/-logisch wenigstens) auch auf das eigenene Zurückbleiben, nicht auf das Ende des Lebens des/der Verstorbenen.

Gruß, Martinus…

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Hallo Fips,

Wir haben uns - gegen die Aufforderung wie sie (auch)in der
Bibel
eingebracht ist ein (oder mehrere) Gottesbild gemacht.

kann man denn überhaupt an etwas glauben, von dem man
sich kein Bild machen kann/darf?

das ist eine sehr gute Frage von Dir.
Ohne „Vorstellung“ von etwas was gegenständlich nicht greifbar ist
kann man keine Zuordnung vornehmen, auch keine Zuordnung zu „ich
glaube das es ist“ oder ich glaube eben nicht das dies sei.
Ein Dilemma - jawohl - wenn man an einen Gott glauben soll den man
sich nicht vorstellen darf.
Nun ist „sich etwas vorstellen“ (sich ein Bild machen ?)aber nicht das
gleiche wie eine „Vorstellung“ festlegen, dh.,im übertragenen Sinne
sich „ein Schnitzbild“ (biblischer Begriff) zu machen und zu sagen,
so sieht das (Gott)aus, das ist es, an diesem Bild werde ich Gott
„messen“, ihn erkennen und wenn er nicht so ist, dann IST er nicht.
Ich weiß, es ist etwas schwer verständlich, was ich da rüber bringen
will.
Da Gott aber nur IST, wenn er außerhalb unseres Begreifens IST,
kann ihn auch unsere Vorstellung nur begrenzt erfassen.
Das will uns die Mahnung (das Gebot ?) im AT und NT vermitteln:
„Versuche es erst gar nicht Mensch, Du kannst Gott (mit Deinen
Möglichkeiten) nicht fassen, das ist Dir (noch ?)nicht gegeben“.
Deine Frage - „kann man dann (unter diesen Voraussetzungen)an einen
Gott glauben ?“ ist damit nicht befriedigend beantwortet.
Hier muß jeder selbst für sich entscheiden, ob er mit beschränkten
Vorstellungen etwas als plausibel,glaubhaft oder wahr für sich
annimmt.
Aber diese Problem hast Du auch im profanen (nicht religiösen)
Bereich, es ist Teil unserer täglichen „Meinungsbildung“.
Gruß VIKTOR

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Wobei ich in diesem Punkt in der Tat fragen würde, wer hier
das Charakterschwein ist - und meine Antwort würde wohl eher
ausfallen: Warum soll Gott die Schuld tragen, wenn (wir)
Menschen (im Europäischen Wohlstand) am Hungertod schuld sind?

In Afrika (und anderswo) gab es schon Leid, bevor die Europäer o.ä. etwas dafür konnten oder etwas daran hätten ändern können. Abgesehen davon, finde ich auch nach deiner Antwort es immer noch ziemlich ekelhaft, mir vorzustellen, dass anderswo Menschen verhungern, leiden, damit „Gott“ seine These rüberbringen darf: nicht ich bin böse, ich lasse das Böse nur zu.

Machen wir es uns da nicht ein wenig leicht, wenn wir die
Schuld auf Gott abwälzen? So nach dem Motto - ich tue
was ich will, und wenn ich jemandem schade und Gott das nicht
richtet, dann ist er ein Schuft?

Selbst, wenn das stimmen würde – es gibt genug Menschen, die sich gegen das Elend zum Bsp. in Afrika einsetzen. Ja, die retten, wenn sie Glück haben, einer Handvoll Menschen das Leben und machen es für die lebenswerter. Und was ist mit den anderen? Anschauungsmaterial?
Ich bleibe bei meiner Aussage. An so einen Gott WILL ich nicht glauben (und kanns auch nicht).

Davon abgesehen geht die christliche Glaubensvorstellung von
einem Leben nach dem Tod aus. Und vor diesem Hintergrund ist
das Sterben an sich nicht mehr das schlimmste Leiden. Die
Trauer der Hinterbliebenen richtet sich (theoretisch/-logisch
wenigstens) auch auf das eigenene Zurückbleiben, nicht auf das
Ende des Lebens des/der Verstorbenen.

Mir geht es aber um das Leid VOR dem Sterben. Nicht das, um das ich trauern muss, sondern das, was von den Menschen, die z.B. verhungern, erlitten wird.

Elke

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Hallo Viktor,

Ohne „Vorstellung“ von etwas was gegenständlich nicht greifbar
ist kann man keine Zuordnung vornehmen, auch keine Zuordnung zu
„ich glaube das es ist“ oder ich glaube eben nicht das dies sei.
Ein Dilemma - jawohl - wenn man an einen Gott glauben soll den
man sich nicht vorstellen darf.

und es geht da erst los, wie ich finde, wenn es schon
so schwer ist daran zu glauben, wie könnte ich dann
differenzieren? Wie kann ich entscheiden ob dieser Gott
gut ist? Gut für mich und gut für meine Mitmenschen,
wenn ich mir kein Bild machen kann oder darf.
Das scheint mir ein Sprung ins Ungewisse.
Da fühle ich mich überfordert.

Danke trotzdem für deine Ausführung, ich denke ich
verstehe was du meinst!

Gruß
Fips

mißverstanden
Hi Martin,

Machen wir es uns da nicht ein wenig leicht, wenn wir die Schuld auf Gott abwälzen? So nach dem Motto - ich tue was ich will, und wenn ich jemandem schade und Gott das nicht richtet, dann ist er ein Schuft?

Du scheinst mir einem völligen Mißverständnis aufzusitzen, was eigentlich das Theodizee-Problem ist. Das hat mit Abwälzen von Schuld und Verantwortung des Menschen auf einen Gott gar nichts zu tun.

Und zweitens:

Davon abgesehen geht die christliche Glaubensvorstellung von einem Leben nach dem Tod aus. Und vor diesem Hintergrund ist das Sterben an sich nicht mehr das schlimmste Leiden.

Da vom UP L’Aquila angesprochen wurde: Du meinst damit sicher nicht, daß nun für Christen das Sterben einem „Camping Weekend“ (Berlusconi) gleichkommt?

Es ist doch eines, daß dem Christgläubigen der Tod „keinen Stachel“ mehr hat, und etwas anderes, 24 Stunden mit eingeklemmten Gliedern verdurstend unter einem Betonklotz zu liegen, oder?

Und die prinzipielle Möglichkeit und Existenz von Qual und Leiden in der Welt, gleich, ob menschengemacht oder naturgemacht - das ist nämlich die Frage, die durch die Voraussetzung eines Schöpfergottes aufgeworfen wird - bezieht sich doch nicht auf die Sterblichkeit des Menschen allein. Der Verlust von geliebten Menschen, Nahestehenden, Freunden: Ist der nicht genauso schwer zu ertragen, wenn sie noch leben, wie wenn sie tod sind?

Gruß
Metapher

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Hallo Fips,

und es geht da erst los, wie ich finde, wenn es schon
so schwer ist daran zu glauben, wie könnte ich dann
differenzieren? Wie kann ich entscheiden ob dieser Gott
gut ist? Gut für mich und gut für meine Mitmenschen,
wenn ich mir kein Bild machen kann oder darf.
Das scheint mir ein Sprung ins Ungewisse.
Da fühle ich mich überfordert.

wie müßte denn Deiner Ansicht nach das SEIN funktionieren ?
Wie hat ein „Gott“ zu sein, damit er Deine Akzeptanz erfährt ?
(nicht aussagen wie er „nicht“ sein soll)
Fühlst Du Dich bei Beantwortung dieser Fragen nicht überfordert ?
Gruß VIKTOR

Hallo,

Selbst, wenn das stimmen würde – es gibt genug Menschen, die
sich gegen das Elend zum Bsp. in Afrika einsetzen. Ja, die
retten, wenn sie Glück haben, einer Handvoll Menschen das
Leben und machen es für die lebenswerter. Und was ist mit den
anderen? Anschauungsmaterial?
Ich bleibe bei meiner Aussage. An so einen Gott WILL ich
nicht glauben (und kanns auch nicht).

ich glaube, der Mensch - jeder Mensch - wäre eher etwas in der Art eines Zombies, wenn es kein Leid gäbe. Ohne Leid hätten wir keinen Bedarf an Nächstenliebe.

Wie soll Glück ohne Leid vorstellbar sein?
Wie sollen Antrieb, charakterliche/geistige/geistliche Entwicklung ohne Leid vorstellbar sein?

Das ändert allerdings alles nichts daran, daß Glück und Leid
„ungerecht“ verteilt sind, insbesondere zu Lasten derer, die nur leiden
und kaum/kein Glück erleben.

Gruß,

Malte

Hallo Viktor,

Wie hat ein „Gott“ zu sein, damit er Deine Akzeptanz erfährt ?

Gott wird nicht auf meine Akzeptanz angewiesen sein,
wenn jemand angewiesen ist, dann eher ich.

(nicht aussagen wie er „nicht“ sein soll)

Es würde mir schon genügen, wenn er wenigstens ein klein
wenig Präsenz zeigen würde.

Fühlst Du Dich bei Beantwortung dieser Fragen nicht
überfordert ?

Weil ich kein gläubiger Mensch bin, hab ichs da leichter
als du. Ich nehme einfach das hin, was gegeben ist und das
was sich noch zeigen wird.
Mit meinen Fragen habe ich dich in die Bredouille gebracht,
es ist aber gewiss nicht böse gemeint.
Das Gottesbild von Metapher, indem alles in Gott ist,
auch Atheisten etc., hat mir gut gefallen.
Damit könnte ich leben.

Gruß
Fips

Hallo Martinus,

Wobei ich in diesem Punkt in der Tat fragen würde, wer hier
das Charakterschwein ist - und meine Antwort würde wohl eher
ausfallen: Warum soll Gott die Schuld tragen, wenn (wir)
Menschen (im Europäischen Wohlstand) am Hungertod schuld sind?

Wofür ist Gott dann verantwortlich? Nur das Gute was geschieht? Oder doch für alles? Warum beten
Gläubige zu einem Gott gesetz dem Fall, der Mensch ist einzig und allein für das Verantwortlich
was auf der Erde geschieht?

Machen wir es uns da nicht ein wenig leicht, wenn wir die
Schuld auf Gott abwälzen? So nach dem Motto - ich tue
was ich will, und wenn ich jemandem schade und Gott das nicht
richtet, dann ist er ein Schuft?

Vielleicht erleichtert es das Gewissen mancher Menschen, wenn Sie ihre Schuld irgendwo abwälzen
können. Das ist halt schön bequem.

Davon abgesehen geht die christliche Glaubensvorstellung von
einem Leben nach dem Tod aus. Und vor diesem Hintergrund ist
das Sterben an sich nicht mehr das schlimmste Leiden. Die
Trauer der Hinterbliebenen richtet sich (theoretisch/-logisch
wenigstens) auch auf das eigenene Zurückbleiben, nicht auf das
Ende des Lebens des/der Verstorbenen.

Das scheint mir eher deine persönliche Vorstellung zu sein. Ich kenne niemanden dessen Trauer sich
auf sein eigenes Zurückbleiben bezogen hat. Worin soll da laut deiner Aussage die Logik liegen?

Abgesehen davon läßt sich so etwas immer leicht sagen (…vor diesem Hintergrund ist das Sterben nicht mehr das schlimmste Leiden…), wenn man nicht wie im Beispiel von eclastic kurz vor dem Verhungern ist.

Gruß, Martinus…

Gruß

Michael

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Du scheinst mir einem völligen Mißverständnis aufzusitzen, was
eigentlich das Theodizee-Problem ist. Das hat mit Abwälzen von
Schuld und Verantwortung des Menschen auf einen Gott gar
nichts zu tun.

Das Theodizeeproblem nicht. Aber so wie ich eklastics Antwort verstanden habe, ging es in diesem einen Fall in diese Richtung: Ein Mensch leidet, und Gott ist verantwortlich, auch wenn das Leid menschengemacht ist.

Da vom UP L’Aquila angesprochen wurde: Du meinst damit sicher
nicht, daß nun für Christen das Sterben einem „Camping
Weekend“ (Berlusconi) gleichkommt?

Da hab ich zugegebenermaßen unglücklich ausgedrückt. Sterben als Prozeß ist natürlich Leid, wenn es langwierig und mit Schmerzen verbunden ist - egal ob durch einen Unglücksfall oder eine Krankheit hervorgerufen. Da hilft auch die Aussicht auf das Leben nach dem Tod nur sekundär.
Sterben als Ende des Lebens und - für Christen - Übergang zum Leben nach dem Tod war von mir gemeint. Es wäre glücklicher gewesen, „der Tod“ zu schreiben.

Gruß, Martinus…

Wofür ist Gott dann verantwortlich? Nur das Gute was
geschieht? Oder doch für alles?

Das ist die berechtigte Gegenfrage, die sich stellt.

Davon abgesehen geht die christliche Glaubensvorstellung von
einem Leben nach dem Tod aus. Und vor diesem Hintergrund ist
das Sterben an sich nicht mehr das schlimmste Leiden. …

Das scheint mir eher deine persönliche Vorstellung zu sein.
Ich kenne niemanden dessen Trauer sich
auf sein eigenes Zurückbleiben bezogen hat. Worin soll da laut
deiner Aussage die Logik liegen?

Zunächst um ein Mißverständnis zu vermeiden: Sterben ist in dem Fall nicht als „lange leiden“… o.ä. zu verstehen, sondern schlicht als Ende des irdischen Lebens. Die Logik ist einfach (und nicht nur meine Meinung): Wenn ein Mensch nach dem Tod bei Gott zu einem ewigen Leben kommt, das das Leben auf der Erde im Positiven um ein Vielfaches übertrifft (und das gehört zum christlichen Glauben) und tatsächlich frei von Leiden ist, dann ist es für den Toten nicht schlimm, daß er tot ist; und für die Angehörigen sollte es das auch nicht sein. Sie trauern also weniger um den Verstorbenen (dem möglicherweise noch so vieles im Leben entgangen ist, weil er z.B. zu früh gestorben ist…), sondern vielmehr um den Verlust des Menschen, also um sich selbst.
Aber, das hatte ich ja eingeschoben, das ist die theoretisch-theologische Sicht. In der Praxis sieht es dann meist anders aus, weil Logik das eine, Gefühle im Menschen das andere sind :wink:.

Gruß, Martinus…