Grüß Dich.
Womit du ausdrücken möchtest, die Hauptschullehrer haben keinen
anderen Plan, als Kinder zu verdummen, zu bremsen und zu erniedrigen?
Nein, ich bin bekennender Lehrerfreund.
Aber: Wenn ich so höre, wie kritiklos inzwischen viele Lehrer (junge Lehrer) dieses leistungshemmende Affentheater (=offener Unterricht) hinnehmen oder gut finden, ist meine Geduld mit solchen „Lehrern“ schnell am Ende.
Einige wichtige Tatsachen sind inzwischen gut durch Studien belegt, u.a. der Umstand, daß die Leistungen der Schüler deutlich steigen, wenn der Unterricht hohe Anforderungen durchsetzt, die oberhalb des üblichen Mittelmaßes liegen.
Es gibt keine Hauptschüler, sondern Hauptschüler werden durch das gegliederte Schulsystem im wahrsten Sinne des Wortes gemacht. Natürlich gibt es leistungsschwächere Schüler, doch das rechtfertigt in keinster Weise die Gliederung des Schulsystems, sondern diese Schüler müssen im heterogenen Klassenverband verbleiben, um ihre volles Leistungspotential auszuschöpfen.
Was passiert in der Bundesrepublik?
Bereits die Grundschule ist eine Katastrophe; zuwenig Stoff, zu langsame Stoffvermittlung, leistungsfeindliche Methodik; wirkungsloser Methodenzirkus.
Dort geraten die Schüler im mittleren und unteren Leistungsbereich bereits am 1. Tag der 1. Klasse auf die schiefe Schulbahn.
Dann, nach der vorsintflutlichen Frühauslese, werden die Schüler auf eine gute Schule, eine mittelmäßige Schule und eine schlechte Schule verteilt.
Jetzt kommt es knüppeldick für die Kinder und die Ideologie des gegliederten Schulsystems schlägt voll zu. Statt der Propaganda, die man seit Jahrzehnten in den Schulgebäuden Westdeutschlands vernimmt und die besagt, daß die Leistungen der Kinder in homogenen Gruppen optimal ausgeprägt und ausgeschöpft wird, ereignet sich das fulminante Gegenteil. Das Gymnasium rennt den anderen Schulformen davon - das nennt man in der Mathematik einen indirekten Beweis.
Das Dogma der Frühauslese wäre korrekt, wenn die Schulformen ähnliche oder gleiche Leistungsfortschritte erzeugen müßten, denn die Kinder wurden deswegen ja in die für sie beste Umgebung verschoben.
Stattdessen versackt die Hauptschule, und mehr und mehr auch die Realschule, in den Niederungen der Bildung. Warum? Unterschiedliche didaktisch-methodische Ansätze. Im Gymnasium kondensiert sich eine leistungsfreundliche, fordernde Atmosphäre, während in der Hauptschule die Anforderungen am Boden liegen u n d zugleich zu lasch gelehrt wird.
Die indiskutablen Verhaltenszustände, die ein diszipliniertes, rationelles Lehren erschweren oder unmöglich machen und die ausschließlich von den größtenteils inkompetenten Eltern zu vernantworten sind, kommen als lustige Dreingabe hinzu.
In diesem Sinne sind die Lehrer nicht völlig unschuldig, daß wir uns bezüglich des Bildungsgrades in steilem Sturzflug befinden. Die Lobby schaut sozusagen tatenlos zu, wie das System, was seit seiner Restauration 1945 die gleichen Probleme wie heute hatte, jetzt vollends unter den Augen aller Bürger zusammenfällt.
Aha, also etwa so wie in England, wo mittlerweile die von dir
beschriebe Akademikerschicht bzw. Eltern, die ihre Kinder nach
ihrem Intelligenzstand gefördert sehen möchten, diese auf
teure Privatschulen schicken, um dem Einheitssystem zu entgehen?
Soll das Dein Argument sein?
Den Erfahrungen gemäß ist es anzuweifeln, daß diese Eltern ihre Kinder dem Intelligenzgrad entsprechend gefördert sehen möchten,
sondern das Ausklinken aus den staatlichen Strukturen ist ein Haschmich der Oberschicht. Absondern vom Rest, nicht wegen der Intelligenz, sondern wegen der gesellschaftlicher Herkunft.
Das kenne ich noch gut aus DDR-Zeiten. In den 60ern war das Schulsystem offen und auf dem besten Wege den völligen Ausgleich zwischen den Klassen zu erreichen. Und dann stellten die stalinistischen Führungseliten plötzlich fest, daß ihr Nachwuchs von den eigenen, ausgewogenen Mechanismen betroffen bzw. benachteiligt würde.
Die Reaktion war dann das, was dem DDR-Schulsystem zurecht Ende der 80er vorgeworfen wurde. Das Schulsystem schnürte die Arbeiterklasse und die unpolitisierte Intelligenz von den höheren Bildungswegen ab, während die Führungsclique Ausnahmen und Sonderrechte für sich selber schuf.
Wer ein vernünftiges Bildungssystem will, muß Privatschulen verbieten oder dem völligen staatlichen Durchgriff unterwerfen.
Was Du beschreibst, das sieht man überall auf der Welt, wo den wohlhabenden Kreisen Möglichkeiten gegeben werden, sich vom Rest der Gesellschaft abzusondern.
Rußland zum Beispiel. Nach der Auflösung der elfklassigen Einheitsschule blutet das öffentliche Schulwesen in Rußland nach und nach aus, weil die postkommunistischen Neureichen sich dem System entziehen und der Rest bleiben kann, wo der Pfeffer wächst.
Die USA hat seit Jahren die Endstufe dieser Entwicklung erreicht; volle Aufstiegschancen nur mit Cash und namhaften Privatschulen.
Oder sieh Dir doch unsere scheinheiligen Unionspolitiker an. Zum Beispiel Doktor Norbert Röttgen. Palavert großmäulig vom bagabungsgerechten gegliederten Schulsystem, und zwar in jeder Sendung, aber die eigenen Kinder kommen natürlich auf Privatschulen.
Und das gilt für diese Kreise vor allem dann, wenn der Sprößling keine Gymnasialempfehlung bekommt.
Der einzige, den ich offensiv habe mit diesem Problem umgehen sehen, ist Karl Lauterbach. Der sagte in einer Gesprächsrunde 2007 zur besten Sendezeit tatsächlich:
„Das Lob der konservativen und bürgerlichen Parteien für das gegliederte Schulsystem ist absolut scheinheilig, denn keiner von uns hier in der Runde, die wir in gesellschaftlich privilegierten Positionen sind, würde sein Kind auf eine Hauptschule lassen.“
Den Satz muß man sich auf der Zunge zergehen lassen und für diese Ehrlichkeit hätte er sich das Bundesverdienstkreuz verdient.
Es ist klar, daß solche Privatschulbewegungen unterbunden werde müssen, wenn eine Einheitsschule funktionieren soll.
Ist es das, was du optimal findest?
Für mich ist das das Gegenteil von Begabtenförderung…
Wissenschaftlich belegt ist, daß die leistungsstarken Schüler in homogenen Gruppen nicht schneller vorwärtskommen, als wenn man sie in leistungsgemischten Gruppen ließe, daß aber die leistungsschwächeren Schüler rigoros abstürzen, wenn sie unter ihresgleichen bleiben. müssen.
Was Du ansprichst, ist kein Problem der Einheitsschule, sondern Du hast vielmehr die Ehre, zu erleben, welchen geistig degenerierenden Einfluß das gegliederte Schulsystem auf die Kinder hat.
Dein Beispiel ist doch kein Klassenverband, der sich in einer durchorganisierten Einheitsschule aufhält. Sondern das sind bewußt für verschiedene Schulformen auseinanderentwickelte „Produkte“, die plötzlich integriert unterrichtet werden sollen. Auf solche hohen Ansprüche ist das gegliederte Schulsystem überhaupt nicht ausgelegt; die ideellen Grundprinzipien nicht, die Vorschulerziehung in Kinderkrippen und Kindergärten nicht, die Lehrerbildung nicht, die Schulgebäude nicht.
Was glaubst Du also, was passiert, wenn Du solche Kinder ohne eine dafür entwickelte Schulstruktur zusammensteckst?
die übrigens fast alle Lehrwerke der DDR früher auf postalischem
Tauschweg erhalten hat und sie durchaus mittelmäßig findet
-)
Und weil das alles natürlich so mittelmäßig war, liest man heute flächendeckend in der Fachliteratur, daß diverse schulische Untersuchungen Anfang und Mitte der 90er der DDR-Schule bessere Schulerfolge als dem gegliederten Schulsystem zusprachen.
Und Finnland, international für sein bestenfalls mittelmäßiges Bildungssystem bekannt, hat sich die DDR-Schule auch nur zum Vorbild genommen, weil wahrscheinlich die BRD gerade keine Zeit hatte für die finnischen Delegationen.
Viele Grüße