Ja was heißt Okkult?
Ich muss sagen, ich bin entsetzt was hier für ein Bild von Okkultisten herrscht.
Was heißt denn „okkult“ überhaupt?
Je nach Begriffsdefinition heißt es nämlich nichts Anderes als „verborgen, geheim“.
Einige verstehen unter „Okkultismus“ nichts weiter als „Lehre des Verborgenen“. Das ist ja durchaus, sagen wir mal, präsentabel.
Andererseits wird es auch verstanden als „Anwendung von Arkana und Magie“, dann sind wir nämlich prinzipiell schon wieder bei Dingen, die gar nicht hinterfragt werden dürfen, insbesondere von Außenstehenden.
Bleiben wir aber einfach mal beim Aspekt des „Verborgenen“. Okkult zu sein, heißt nach der rein linguistischen Definition des Begriffs, entweder Dinge gegenüber Außenstehenden zu verschleiern - oder etwas als „Wahrheit“ anzuerkennen, was nicht nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft und Gesellschaft als „Wahrheit“ akzeptiert aber auch nicht als Unfug entlarvt ist. (das erklärt dann auch die Aussage, warum Okkultismus heute schwerer ist als vor 100 Jahren!)
Damit kann man sich ein wenig beschäftigen, wodurch man mehr und mehr versteht, dass einem der Verstand selbst oft nicht weiter hilft…
Oder man kann es gezielt einsetzen, wobei hier nicht irgendein Hokuspokus, ein Zauberspruch plus ein Hexenhut oder ein Kräutertrank gemeint ist sondern einfach das gezielte Steuern der Interpretation von Ereignissen und Denkweisen durch Füttern mit genau den Informationen, die einen Menschen in die gewünschte Richtung leiten - oder durch Vorenthalten zentraler Informationen etwas als „richtig“ erscheinen zu lassen, was so gar nicht den Tatsachen entspricht.
Und so durch die Interpretation ein Realitätsbild erschaffen, welches dem eigenen Verständnis konform geht, oder sogar eigene Vorteile bringt.
Das kann man lernen, meistern und perfektionieren. Wer sich darin versteht, die Welt durch geschickte Auslegung der Tatsachen immer so auszulegen, dass sie der eigenen Meinung in einer Weise konform geht und gleichzeitig hinreichend überzeugend auf Andere wirkt, der hat in seinem Umfeld nahezu unbegrenzte Macht.
Allein der gezielte Einsatz von Sätzen wie „Es gibt da einen Zusammenhang, der ist mir bekannt aber… Du weißt noch nicht genug!“ kann da Wunder wirken!
Dazu muß man keinen Satan anbeten oder nachts auf dem Friedhof irgendwelche Katzen opfern, sondern einfach nur verstehen, wie man mit Informationen, Denkprozessen und der Psyche umgehen muß um durch Anwendung okkulter Techniken und Riten Menschen zu beeinflussen.
Willenloser Sklave eines Meisters solcher Techniken wird niemand! Viel interessanter ist, dass die Leute willentlich und wissentlich entscheiden, dass so ein Mensch Recht hat und „das alles irgendwie Sinn macht…“
Nein, Okkultismus ist auch nicht schwarze Magie.
Stimmt, es ist lediglich ein Mechanismus. „Schwarze Magie“ heißt sie aber auch wiederum nur deshalb, weil von den Praktikern selbiger Technik behauptet wird, dass es Zusammenhänge gibt, die dem „Nicht Eingeweihten“ einfach nicht offenbar sind: Man versteckt sich hinter angeblichen Fakten, die man nicht offenlegen will und wenn dann doch jemand ein Ritual als Hokuspokus erkennt und wissenschaftlich wiederlegt, erklärt man lapidar „Dir fehlt die richtige Sicht!“
Und jemand, der das so glaubwürdig rüberbringen kann, daß das Gegenüber die Erklärung schluckt und wieder dran glaubt, der ist wahrhaft ein Meister des Okkulten. Ach übrigens, er hat gerade jemanden manipuliert, etwas gegen sein besseres Wissen anzunehmen!
Und Okkultismus ist auch nicht mit Sekten gleichzusetzen.
Andererseits ist es so, dass sich viele (nahezu alle) Sekten okkulter Praktiken bedienen!
Was dieses Gefasel weiter oben von irgendwelchen Okkult-Meistern , denen Diener blind folgen, heißen soll ist mir ein Rätsel.
Nein, die in der Lage sind, die Realität durch Anwendung okkulter Techniken, Riten und Aussagen so darzustellen, dass Andere wider ihr besseres Wissen diesen Dingen Glauben schenken!
Früher mögen Spiritisten vielleicht auch Okkultisten gewesen sein, heute zählt man sie nicht mehr dazu, dafür ist der Kram zu sehr verbreitet und zuviele Scharlatane bekannt.
Genau das meine ich: Okkultismus ist im Endeffekt nichts weiter als ein - realer oder imaginärer - Informationsvorsprung, welcher dazu benutzt wird, sich in eine Lage zu versetzen, die einem mehr *wasauchimmer* zu geben, als es die „Nichtwissenden“ haben.
Sofern eine „okkulte Weisheit“ widerlegt ist, schmeißt man sie aus der Definition heraus und kann sich so den Status des „In Wahrheit wissen wir natürlich…“ aufrecht erhalten.
Und wenn eine solche „Weisheit“ wissenschaftlich bewiesen wird, dann schmeißt man sie auch raus, weil es ja nicht mehr verborgen ist.
Im Endeffekt geht es also um nichts weiter als um einen Informationsunterschied zwischen seiner Umgebung und seiner selbst.
Aber dieser Unterschied kann verdammt mächtige Effekte haben: Und diese Effekte wollen ja auch kanalisiert und genutzt werden (niemand spricht hier von „jemandem schaden“!)
Okkultismus hat vor allem etwas damit zu tun, sich mit den Tabuthemen der Gesellschaft zu beschäftigen.
Also waren die Okkultisten der 50er die Homosexuellen? o.O
M.E.n. hat es mehr damit zu tun, sich mit Themen zu beschäftigen, welche „die Gesellschaft“ entweder nicht verstehen kann oder will.
Was widerum meinen Punkt bestärkt, dass der Beitritt zu einer okkulten Gemeinschaft im Widerspruch zu vollständiger Zugehörigkeit zu „der Gesellschaft“ steht. Der Okkultist muß sich irgendwann entscheiden: Beschäftigt er sich weiter mit Okkultismus oder „kehrt er zurück“ ( us seiner Sicht natürlich einer unattraktiven Wahl)
Dabei kann (!) von magischen Praktiken Gebrauch gemacht werden, die sind aber nicht zwingend schwarze Magie. Schwarze Magie ist, was anderen Menschen schadet.
Nach dieser Definition wird jeder Atemzug des Okkultisten zur schwarzen Magie, denn er nimmt Anderen wissentlich den Sauerstoff weg!
Nicht jeder Okkultist ist ein böser Hexenmeister alá Dungeons & Dragons.
Was heißt böse?
Schon allein die Tatsache, dass man gewisse nicht dem Allgemeinwissen verfügbaren Informationen über die menschliche Psyche nutzt, um im Restaurant á la Carté zum Preis des Tagesmenüs zu bekommen, ist im Endeffekt Anwendung okkulter Praktiken!
Im Übrigen wenden, behaupte ich, viele Menschen Dinge an, die man durchaus als „okkult“ bezeichnen kann: nur, daß der Okkultist diese Dinge begreift und gezielt und systematisch nutzen kann während es bei Anderen „Zufall“ oder „unterbewußt“ funktioniert.
Damit wären wir wieder bei meiner Definition des „Okkult-Meisters“: Jemand, der diese Dinge genau studiert und gezielt nutzbar machen kann. Sei es nun rein zum eigenen Vorteil oder „für ein größeres Wohl“: Er hat dadurch zumindest deutlich mehr Macht als jemand, der nicht versteht, warum die Kassiererin heute glücklich und morgen mißmutig das Wechselgeld zurückgibt!
Im Gegensatz zu den Esoterikern ist es eben eher eine Privatsache.
Es beeinflußt dennoch jeden einzelnen Menschen, mit denen der Okkultist zu tun hat: Ob positiv oder negativ lasse ich einfach mal dahin gestellt, denn das hängt von den Zielen des Okkultisten ab.
Man schreit es nicht in die Welt hinaus oder rennt in ein Medizinforum um Krebskranken Menschen eine Gummibärchentherapie anzubieten.
Nein, aber man „tut es“, was auchimmer „es“ sei und erzielt dadurch einen Effekt auf die Umgebung! Und wie gesagt, „es“ ist auch für den Okkultisten definitiv nicht wiederlegbar, denn wenn „es“ nicht funktioniert, hat man „es“ einfach falsch gemacht und wenn „es“ wissenschaftlich untersucht wurde - ist „es“ einfach nicht mehr okkult!
Für mich selbst heißt „Okkultismus“ nicht viel mehr als ein signifikanter Informationsvorsprung - ob jener nun real oder eingebildet sei, ist dabei irrelevant.
…Wissen ist Macht…
Gruß,
Michael